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Buckelwale: Kampf statt Gesang

Die Zahl der Buckelwale vor der australischen Küste hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Das hat Folgen für ihr Paarungsverhalten.
Buckelwal springt aus dem Wasser
Um zu kommunizieren und Nebenbuhler einzuschüchtern, springen Buckelwale auch aus dem Wasser. Der Aufprall ist weit zu hören.

Zu den großen Erfolgen des Naturschutzes gehört es, dass sich die Bestände der meisten Walarten mit dem Verbot beziehungsweise der starken Einschränkung des Walfangs weltweit wieder gut erholt haben. Die Zahl der Buckelwale vor der australischen Ostküste stieg beispielsweise von 3700 Tieren 1997 auf 27 000 Exemplare im Jahr 2015. Und das wirkte sich auf das Verhalten der Meeressäuger aus, wie eine Studie von Rebecca Dunlop von der University of Queensland und ihrem Team in »Communications Biology« nahelegt.

Um Weibchen von sich zu überzeugen, singen Walbullen inzwischen deutlich seltener als Ende des letzten Jahrhunderts. Stattdessen kämpfen sie häufiger gegen Konkurrenten. Das zeigen Daten, die über Jahrzehnte vor Queenslands Küsten gesammelt wurden.

»1997 war die Wahrscheinlichkeit, ein singendes Walmännchen bei einem Paarungsversuch mit einem Weibchen zu sehen, fast doppelt so hoch wie bei einem nicht singenden Bullen«, sagt Dunlop: »Bis 2015 hatte sich das Verhältnis jedoch umgekehrt: Nicht singende Männchen wurden fast fünfmal häufiger bei Paarungsversuchen beobachtet als singende Artgenossen. Das ist ein gehöriger Wandel. Er zeigt, dass nicht nur wir Menschen zu starken Veränderungen im Sozialverhalten im Stande sind.«

Für Dunlop und Co ist der Wandel nachvollziehbar: Nach Ende des Walfangs hatten vor der australischen Ostküste nur etwa 200 Buckelwale überlebt. Der Bestand verteilte sich über ein riesiges Gebiet; Männchen und Weibchen mussten erst einmal zueinanderfinden, wobei die Gesänge halfen. Später wuchs mit der wachsenden Population die Konkurrenz, und so auch die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht nur auf ein Weibchen, sondern ebenfalls auf Nebenbuhler traf. Diese wurden jedoch nicht in einem Gesangswettbewerb in Schach gehalten, vielmehr kam es häufiger zu körperlichen Auseinandersetzungen.

Und noch ein Grund spielt dabei eine Rolle. »Wenn die Männchen nicht mehr singen, ist es unwahrscheinlicher, dass sie damit Konkurrenten anlocken. Sie behalten eher das Weibchen. Wenn andere Bullen sie finden, konkurrieren sie entweder mit ihnen oder verlassen das Gebiet«, so Dunlop. Kommt es zum Kampf, rammen sich die Männchen gegenseitig, jagen sich oder versuchen, mit dem Kopf auf den Konkurrenten zu schlagen, was zu Verletzungen führen kann.

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