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Sternensysteme: Buntes Planetensystem mit dramatischer Vergangenheit

Buntes System NN Serpentis
Je genauer Astronomen ferne Welten messen, desto deutlicher wird, dass es im All kaum etwas nicht gibt was es theoretisch geben könnte. Zum Beispiel bunte Billardkugeln um NN Serpentis, einem rund 1670 Lichtjahre entfernten System im Sternbild Schlange: Hier kreisen zwei Gasriesen um ein Zentralgestirnpaar, bei dem ein größerer Roter einen kleineren Weißen Zwergstern gut alle drei Stunden umrundet.

Buntes System NN Serpentis | Um den Binärstern NN Serpentis kreisen zwei größere Gasriesen. Mit etwas Fantasie ergibt sich daraus ein buntes Bild aus Weißer und Roter Zwergsonne mit blauem und gelbem Planetenbegleiter.
Insgesamt herrscht im Binärsystem also ein recht unübersichtliches Gezerre aus gegenseitigen Anziehungsreaktionen und Bahnabweichungen der sich umkreisenden Körper. Um das Durcheinander zu durchblicken war zweierlei nötig: enormer Beobachtungsaufwand und der glückliche Zufall, dass wir von der Erde aus gesehen genau auf die Zentralebene des Sternpaares schauen, so dass die beiden sich regelmäßig gegenseitig verdecken. Das resultierende Flackern des Doppelsterns wird seit Jahrzehnten aufgezeichnet; nun hat ein internationales Astronomenteam die Daten penibel ausgewertet und auf die Existenz der zwei masserreichen Gasriesen geschlossen, deren Gravitation am Schwerpunkt des Systems rüttelt.

Beide Planeten leuchten wahrscheinlich gasriesentypischen blau-rot oder gelb-orange und sind über den Daumen vielleicht annähernd so groß wie die Rote Zwergsonne im Zentrum – was zusammen mit dem weißen Stern in der Mitte die Billardkugelassoziation bei Tom Marsh von der Warwick University und seinen Kollegen entstehen ließ. Karambolagen waren in der Geschichte von NN Serpentis womöglich nicht selten; besonders vor rund einer Million Jahren, als der Weiße Zwerg ein aufgeblähter Rote Riese war, der seinen Begleiter verschluckt und in den heutigen engen Orbit gezerrt hat. Dieses Manöver ging mit gehörigem Masseaustausch zwischen den Sonnen einher und hat nebenbei womöglich genug Material im System verteilt, um daraus die Planeten entstehen zu lassen, spekulieren die Forscher über eines der möglichen Szenarien. (jo)
  • Quellen
Beuermann, K. et al.: Two planets orbiting the recently formed post-common envelope binary NN Serpentis. In: Astronomy & Astrophysics 10.1051/0004–6361/201015472, 2010.

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