Direkt zum Inhalt

Burnout: Nicht alle brennen gleich aus

Burnout ist nicht gleich Burnout: Manche Menschen erwischt die Erschöpfung heftig, andere trifft es eher mild. Vier verschiedene Typen soll es geben.
Erschöpfte Frau

Viele Menschen beginnen eine Psychotherapie, weil sie sich ausgelaugt und erschöpft fühlen. Dabei ist Burnout bislang keine anerkannte medizinische Diagnose – die Besonderheiten und Mechanismen dieses Syndroms werden noch intensiv erforscht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Zürich und Bern haben nun vier verschiedene Subtypen der Störung beschrieben.

Das Team um den Psychologen Gianandrea Pallich untersuchte 96 Patienten und Patientinnen, die wegen beruflicher Erschöpfung ihren Alltag nicht mehr bewältigen konnten. Sie wurden in einer Schweizer Klinik behandelt, in der es eine eigene Burnout-Station gibt. Per Fragebogen und in Gesprächen mit Psychologen erfasste man ihre Symptome zu Beginn und am Ende des Aufenthalts. Drei Monate nach der Entlassung wurden die Probanden noch einmal untersucht. Mit Hilfe eines statistischen Verfahrens teilten die Forscher die Versuchspersonen anschließend in vier Gruppen ein, die sich jeweils in einer Reihe von Merkmalen ähneln: Die funktionalen Patienten waren insgesamt am wenigsten stark belastet und verweilten eher kurz in der Klinik. Sie klagten nur über geringe Probleme im zwischenmenschlichen Bereich und versuchten im Alltag häufig, belastende Umstände aktiv zu verändern. Anders die dysfunktionale Gruppe: Diese Teilnehmer hatten von allen Behandelten die stärksten Symptome von Depression und litten am meisten unter dem Gefühl, persönliche Ziele nicht zu erreichen. Stressige Situationen versuchten sie für gewöhnlich umzudeuten, oder sie vermieden es, sich damit zu beschäftigen.

Die dritte und vierte Gruppe lagen im Mittelfeld, was die Schwere ihrer Belastung anging. Dafür fanden sich bei beiden auffallend oft zwanghafte Persönlichkeitszüge. Die von den Wissenschaftlern so getauften gradlinigen Pragmatiker verfügten dabei über hohe emotionale Kompetenz und setzten unterschiedliche Bewältigungsstrategien ein, um kräftezehrende Situationen zu überstehen. Die unglücklichen Altruisten wiesen mehr zwischenmenschliche Probleme auf und verfügten über eine eher geringe soziale Unterstützung.

Diese vier Gruppen haben den Forschern zufolge unterschiedliche therapeutische Bedürfnisse. Die dysfunktional Betroffenen und die unglücklichen Altruisten etwa könnten am stärksten von einem Selbstbehauptungstraining profitieren, von einer Aktivierung ihres sozialen Netzwerks oder dem Training eines aufgabenorientierten Bewältigungsstils, der Probleme aktiv angeht und nicht vermeidet. Für manche Patienten sei es außerdem nötig, die Betreuung nach der stationären Therapie besser vorauszuplanen. So zeigte die dysfunktionale Gruppe in der Nachkontrolle bereits wieder ein erhöhtes Maß an Erschöpfung.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.