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Tiefsee: Casper-Kraken bedroht durch Tiefseebergbau?

In 4000 Meter Tiefe lebt ein geisterhaftes Weichtier im Pazifik, das die Wissenschaft erst seit 2016 kennt. Sein Fortpflanzungsverhalten gibt Anlass zur Sorge.
Tiefseekraken

Im März 2016 ging das Bild eines Kraken um die Welt, der wohl nicht nur seine Entdecker, sondern auch viele andere Menschen an das freundliche Gespenst Casper erinnerte: Das Weichtier, das wegen der noch ausstehenden Erstbeschreibung bislang keinen wissenschaftlichen Namen trägt, wurde in der Nähe der Hawaiiinseln in 4000 Meter Tiefe von einem ferngesteuerten Tauchroboter fotografiert und erlangte anschließend schnell Weltruhm. Die Art scheint ein Lebensraumspezialist zu sein, wie Autun Purser vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und seine Kollegen in "Current Biology" schreiben. Demnach legen die Kraken ihre Eier an abgestorbenen Verzweigungen von Schwämmen ab, die wiederum auf Manganknollen siedeln. "Wahrscheinlich sitzen die Weibchen dann auf den Eiern, bis diese ausgebrütet sind – was Jahre dauern kann", so Purser.

Da diese Schwämme nur in wenigen eng begrenzten Gebieten wachsen, in denen die Mineralknollen vorkommen, bringt das die Oktopoden womöglich in Gefahr, fürchten die Wissenschaftler. Denn diese Regionen befinden sich im Fokus von Tiefseebergbaufirmen, welche die erzreichen Gebilde bald abbauen möchten. Die Manganknollen wachsen ähnlich wie Perlen, indem sich die Minerale langsam an eine Art Kondensationskern anlagern und nach und nach anreichern. Bis die Knollen abbauwürdige Größen erreichen, können mehrere zehn- bis hunderttausend Jahre vergehen. Ein Abbau würde das Tiefseeökosystem daher für lange Zeit zerstören oder stark beeinträchtigen. Die Tauchfahrten von Pursers Team zeigen, dass die Kraken sich zahlreich in den Manganknollenfeldern finden, aber kaum außerhalb davon.

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