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Ubrogepant: Medikament könnte Vorboten von Migräneattacken lindern

Wenn Patienten Ubrogepant schon vor Beginn der Kopfschmerzattacke einnehmen, verringert es mitunter früh einsetzende Symptome wie Lichtempfindlichkeit und Nackensteifigkeit.
Mann mit Migräne in dunklem Zimmer
Manche Migränepatienten leiden bereits bis zu 48 Stunden vor der eigentlichen Attacke unter deren Vorboten.

Der Wirkstoff Ubrogepant, der sich in klinischen Untersuchungenbereits gegen Migräneattacken bewährt hat, könnte einen zusätzlichen Nutzen haben: Eine Nachauswertung von Daten aus einer 2023 veröffentlichten Studie hat ergeben, dass er Frühsymptome der Migräne eindämmt. Damit wäre das Medikament das erste mit nachweislichen Effekten auf die so genannte Prodromalphase der Erkrankung.

Derzeit verfügbare Migränemittel zielen vor allem darauf ab, den Kopfschmerzen in der Akutphase entgegenzuwirken. Doch bei vielen Betroffenen kündigt sich eine Migräne bereits Stunden bis Tage vor dem Aufflammen an. Es kommt dann zu Beschwerden wie Denkschwierigkeiten, Konzentrationsproblemen, massiver Erschöpfung und Antriebslosigkeit sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit, die den Alltag manchmal stark einschränken. Bislang gibt es keine Medikamente, die hier ansetzen und die frühen Symptome lindern.

Ubrogepant, ein Wirkstoff aus der Gruppe der so genannten Gepante, ist seit 2019 in den USA zur Behandlung von Migräne-Kopfschmerzen zugelassen. 2023 haben Fachleute um David Dodick von der Atria Academy of Science and Medicine in New York getestet, ob die Arznei das Kopfweh schon vor dem Entstehen ausbremsen kann. 518 Patientinnen und Patienten nahmen an der Untersuchung teil. Sobald sich bei ihnen eine Migräneattacke mit Frühsymptomen ankündigte, erhielten sie entweder ein Scheinmedikament oder eine Tablette mit Ubrogepant.

Dabei zeigte sich: Das Therapeutikum kann die Attacken zum Teil unterbinden. Die Fachleute prüften aber noch auf weitere Wirkungen. Sie befragten die Testpersonen etwa dazu, ob bei ihnen auch jene Beschwerden abnahmen, die vor den Kopfschmerzen einsetzten. Ein Team um William Karlsson vom Danish Headache Center hat diese Daten nun nachträglich ausgewertet. Bei Personen, die das Gepant erhalten hatten, verringerten sich demnach Lichtempfindlichkeit und Nackenschmerzen stärker als bei den Placebo-Nutzern.

Das Forschungsteam betont, es brauche weitere Untersuchungen, um diese möglichen Effekte zu bestätigen. Nicht an der Studie beteiligte Fachkollegen und -kolleginnen weisen zwar auf die limitierte Aussagekraft der nachträglichen Analyse hin. Sie sehen die Daten jedoch als Hinweis auf das Potenzial von Ubrogepant, beginnende Attacken bereits in frühen Phasen der Migräne zu unterbrechen. Eine derartige Wirkung hätte einen großen Mehrwert für Patientinnen und Patienten. Denn bisher sind keine Therapeutika erhältlich, die Prodromalbeschwerden nachweislich dämpfen.

Unklar bleibt, ob auch andere Gepante ähnlich früh wirken könnten. In der EU sind zwei solcher Medikamente zugelassen, Atogepant und Rimegepant. Aktuell ist nicht bekannt, ob und wann der Hersteller von Ubrogepant, das Pharmaunternehmen AbbVie, in der EU eine Zulassung des Wirkstoffs beantragen will.

  • Quellen
Goadsby, P.J. et al., Nature Medicine 2025. DOI: 10.1038/s41591–025–03679–7

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