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Nervengift: Chemische Ursache des Golfkriegssyndroms

Das Golfkriegssyndrom ist wahrscheinlich auf bestimmte Chemikalien zurückzuführen, die auch in vorsorgenden Medikamenten gegen Nervengas vorkamen. In der Vergangenheit standen unter anderem Uran-Munition und Anthrax-Impfstoffe als mögliche Verursacher des Syndroms, unter dem viele Soldaten des Golfkriegs 1990/1991 leiden, unter Verdacht. Anhand von 115 Studien arbeitete Beatrice Golomb von der Universität von Kalifornien in San Diego jetzt jedoch die enge Verknüfung zwischen dem Golfkriegssyndrom und der chemischen Gruppe der Azetylcholinesterase-Inhibitoren (AChEI) heraus.

Diese Chemikalien finden sich in Nervengasen, Pestiziden und Pyridostigminbromid (PB), ein vorsorgliches Anti-Nervengas-Medikament. Geschätzte 250 000 Soldaten bekamen PB, etwa 41 000 waren Pestiziden ausgesetzt und weitere 100 000 atmeten niedrigen Dosen von Saringas ein, als das irakische Waffendepot in Khamisiyah zerstört wurde. All diese Chemikalien verhindern den Abbau des Neurotransmitters Azetylcholin. Signale im Gehirn, die dieser Transmitter weiterleitet, sind deshalb behindert.

Die Autorin erklärt, dass die Hirnareale, in denen Azetylcholin wirkt, auch bei Betroffenen des Golfkriegssyndrom beeinträchtigt sind. Erschöpfungszustände, Muskelschmerzen, Gedächtnis-, Schlaf- und Magen-Darm-Probleme könnten daher durch AChEI-verursachte Fehler in diesen Hirnbereichen ausgelöst sein.

Genetische Unterschiede erklären laut Golomb, warum rund 70 Prozent der Soldaten nicht unter den chronischen Symptomen leiden: Der menschliche Körper stellt Enzyme gegen PBs her, die jedoch je nach genetischer Ausprägung unterschiedlich gut wirken. Schlechte Enzymaktivitäten korrelierten meist mit einem stärkeren Ausmaß der Symptome.

Die giftigen Chemikalien werden auch weiterhin eingesetzt. In der Landwirtschaft leiden zehnmal mehr Arbeiter unter gesundheitlichen Problemen, wenn sie den fraglichen Pestiziden ausgesetzt waren. (kgi)

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