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News: Chemotherapie ohne Haarausfall?

Die Behandlung von Krebs ist für die Betroffenen oft langwierig und schmerzvoll. Zu der Unsicherheit, wie gut die Therapie anschlägt, treten häufig noch Nebenwirkungen wie zum Beispiel Haarausfall. In einigen Fällen ist die Furcht der Menschen vor einer Glatze durch die Chemotherapie so groß, dass sie deswegen sogar nicht zur Krebs-Vorsorgeuntersuchung gehen. Möglicherweise kann eine zellschützende Substanz den Patienten helfen. Sie wird auf die Kopfhaut aufgetragen und überführt die Haarzellen in eine Art 'Ruhephase', in welcher sie die Attacke des Zellgiftes überstehen.
Ein Chemotherapeutikum greift Zellen an, die sich schnell teilen -eine der typischen Eigenschaften von Krebszellen. Leider sind die Wirkstoffe jedoch nicht sehr wählerisch und töten auch sich teilende gesunde Zellen. Dies betrifft beispielsweise jene Zellen, welche die Haarfollikel umgeben. Durch die Chemotherapie sterben sie ab, und die Haare fallen aus.

Genau diesen Effekt wollen Stephen Davis und seine Kollegen von dem Arzneimittelhersteller Glaxo Wellcome verhindern und die gesunden Zellen schützen. Vor kurzem konnten sie an Ratten erste Erfolge vorweisen. Sie arbeiteten mit einer Substanz, die sie in die Kopfhaut der Ratten einrieben, bevor sie die Tiere mit dem gängigen Chemotherapeutikum Etoposide behandelten. Die Hälfte der Tiere überstand das Experiment, ohne dass sie Haare verlor. Und selbst die restlichen Ratten verloren deutlich weniger Haare als eine Vergelichsgruppe unbehandelter Tiere. "Es ist überwältigend", schwärmt Davis.

Das neue Mittel trägt den unscheinbaren Namen GW8510 und hält die Zellen in der Kopfhaut davon ab, sich weiter zu teilen. Es inaktiviert dazu ein CDK2 genanntes Enzym des Zellzyklus, woraufhin dieser in einer Phase blockiert wird und somit kein Ziel für Chemotherapeutika mehr bildet.

Als nächstes wollen die Wissenschaftler die Substanz in klinischen Tests überprüfen. Davis denkt, dass man den Wirkstoff gut in Form eines Gels oder einer Salbe anbieten kann. Vor einer Chemotherapie könnten die Patienten sich das Mittel wie ein Shampoo leicht selbst einreiben und später wieder auswaschen.

"Eine sehr gute Arbeit", kommentiert William Hait vom Cancer Institute of New Jersey. Er hofft, dass diese Methode besser vor Nebenwirkungen schützen wird als herkömmliche Verfahren und die Patienten eine Chemotherapie leichter akzeptieren.

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