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Dinosauriersterben: War der Chicxulub-Einschlag weniger verheerend als gedacht?

Schätzungsweise 70 Milliarden Tonnen Schwefel wurden freigesetzt, als der Chicxulub-Meteorit aufprallte und die Dinosaurier-Ära beendete. Das ist viel, aber deutlich weniger als zuvor vermutet.
Asteroideneinschlag
Der Einschlag des Chicxulub-Meteoriten löste eines der größten Massenaussterben der Erdgeschichte aus. Die Katastrophe vernichtete die meisten Dinosaurier und machte den Weg frei für den Aufstieg der Säugetiere.

Vor rund 66 Millionen Jahren krachte ein riesiger Meteorit auf die Erde und riss einen rund 200 Kilometer großen Krater, der als »Chicxulub-Krater« unter den Sedimenten des heutigen Mexikos liegt. Der Einschlag löste weltweite Klimakapriolen aus, die einen Großteil aller Arten auslöschten, darunter die Nichtvogeldinosaurier. Eine Studie aus »Nature Communications« hat ergeben, dass bei dem Ereignis deutlich weniger Schwefelverbindungen freigesetzt wurden als bisher angenommen. Das würde bedeuten, dass der Einschlagswinter, der dem Aufprall folgte, weniger heftig war als gedacht, wie das Team um Katerina Rodiouchkina von der Universität Gent (Belgien) schreibt.

Der Chicxulub-Meteorit hatte einen Durchmesser von 10 bis 15 Kilometern und traf die Erde mit zirka 70 000 Kilometer pro Stunde. Die Wucht entspricht der Explosionsenergie hunderter Millionen Hiroshima-Bomben und schleuderte mehrere tausend Kubikkilometer Staub und Ruß in die Atmosphäre. Es folgte ein weltweiter Einschlagswinter mit extremem Temperatursturz; die globale Durchschnittstemperatur sank vermutlich jahrelang unter den Gefrierpunkt. Eine Schlüsselrolle spielten dabei Schwefelaerosole, die das Sonnenlicht abschirmten. Sie wurden von verdampfendem Gestein im Einschlagsgebiet freigesetzt und verteilten sich in der Atmosphäre.

Es ist schwer zu ermitteln, wie viele Schwefelaerosole damals freikamen. Unklar ist unter anderem, wie hoch der Anteil schwefelhaltiger Gesteine am Einschlagsort war. Auch die genaue Größe, Geschwindigkeit und der exakte Einschlagswinkel des Meteoriten sind nicht bekannt. Somit lassen sich die resultierenden Stoßwellen im Untergrund nur ungefähr rekonstruieren.

Rückblickende Mengenabschätzung

Rodiouchkina und ihr Team haben neue Bohrkerne aus der Kraterregion untersucht und darin Schwefelkonzentrationen und Isotopengehalte ermittelt. Diese Daten kombinierten sie mit chemischen Profilen von Kreide-Paläogen-Sedimenten, die sich infolge des Einschlags weltweit ablagerten und noch in heutigen Gesteinsschichten nachweisbar sind. So konnten sie die freigesetzte Schwefelmenge abschätzen.

Laut den Ergebnissen gelangten damals 70±40 Milliarden Tonnen Schwefel in die Atmosphäre – rund fünfmal weniger, als frühere Computermodelle berechnet hatten. Der Einschlagswinter war daher womöglich weniger heftig als bisher angenommen. Zwar erlagen ihm nach derzeitiger Kenntnis die meisten Arten, aber mindestens ein Viertel der Spezies überlebten das Ereignis.

  • Quellen
Nature Communications 10.1038/s41467–024–55145–6, 2025

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