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News: Chronische Schmerzen lassen sich vermeiden

Chronische Schmerzen und ihre Behandlung waren zentrale Themen auf dem 9. Deutschen interdisziplinären Schmerzkongreß in Frankfurt, der an diesem Wochenende zu Ende geht. Eines der Resultate: Eine richtige Behandlung von Anfang an könnte chronische Leiden wie die Phantomschmerzen nach Amputationen vermeiden helfen.
Rund 600.000 Schmerzpatienten suchen jedes Quartal deutsche Arztpraxen auf. Inzwischen wissen die Forscher, daß die sogenannte Chronifizierung des Schmerzes ein Lernvorgang ist. Er basiert auf ständiger Wiederholung, wie Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Ärztevereinigung Schmerztherapeutisches Kolloquium, erklärt: "Die Nervenzellen bilden mit der Zeit ein Schmerzgedächtnis aus, sie verändern also ihre Informationsstruktur und -verarbeitung."

Selbst geringe Reize wie Berührungen werden dann als Schmerz interpretiert. Das Phänomen tritt auf, wenn akute Beschwerden nicht ausreichend behandelt wurden. Ein Beispiel ist die Gürtelrose. Auch nachdem sie längst abgeheilt ist, verspüren rund 20 Prozent der Patienten brennende Schmerzen. Fast allen könnte dieses Schicksal erspart werden, wenn man die Schmerzen in den ersten zehn Tagen der Krankheit durch eine Nervenblockade behandelt hätte. Müller-Schwefe: "Dabei wird ein örtliches Betäubungsmittel injiziert, das die Erregbarkeit von Nerven unterbricht. Wir verhindern damit, daß die Information Schmerz über den Nerv zu den Schmerzzellen im Zentralnervensystem weitergleitet wird."

Ähnlich kann auch dem Phantomschmerz vorgebeugt werden. Das Durchtrennen der Nervenzellen bewirkt bei einer Amputation regelrechte Schmerzgewitter im Rückenmark. Die Zellen merken sich diesen Schmerz, sie verwandeln sich in Schmerzzellen. Eine richtige Behandlung könnte das verhindern, meint Müller-Schwefe: "Die moderne Strategie ist, vor dem Durchtrennen des Nervs entweder am Nerv selbst oder in der Nähe des Rückenmarks ein örtliches Betäubungsmittel einzusetzen. Außerdem sollten schon im Vorfeld ausreichend starke Schmerzmittel gegeben werden, die die Erregbarkeit der Nerven unterdrücken."

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