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Gesundheit: Chronischer Schmerz und Fettleibigkeit lassen Gehirn schrumpfen

Wer lange unter chronischen Rückenschmerzen leidet oder fettleibig ist, läuft Gefahr so viel zusätzliche Gehirnmasse zu verlieren wie in zehn bis zwanzig Jahren normalen Alterns.

In jedem Jahr, in dem ein Mensch unter starken chronischen Rückenschmerzen leidet – etwa nach einem Bandscheibenvorfall –, baut sein Gehirn 1,3 Kubikzentimeter grauer Masse ab. Zu diesen Ergebnissen kommen Studien des Teams um Vania Apkarian von der Northwestern University in Chicago [1].

Die Forscher hatten dazu Kernspin-Aufnahmen von Schmerzpatienten mit jenen von einer Vergleichsgruppe ohne Rückenschmerzen verglichen. Dabei stellten sie einen überproportionalen Verlust in der Patientengruppe fest, der ursächlich mit den Schmerzen zusammen hängen muss. Bereits in einer früheren Studie konnte Vania Apkarian nachweisen, dass Schmerzen, die sechs Monate oder länger anhielten, die Chemie des Gehirns negativ beeinflussen. Chemische Veränderungen spielten sich vor allem in Gehirnarealen ab, die Gefühlsregungen, Entscheidungsfindungen und soziales Verhalten verantworten.

Die durch den chronischen Schmerz veränderte Gehirnchemie löst Entzündungen und Vergiftungserscheinungen aus, die letztendlich den Abbau bewirken. Nicht alle Degenerationsschäden scheinen dabei reversibel zu sein, so die Forscher.

Bei starkem Übergewicht dauert es dagegen etwas länger, bis sich Gehirnmasse abbaut, konstatieren Deborah Gustafson von der Universität Göteborg und ihre Kollegen [2], aber die Folgen sind ähnlich ausgeprägt wie bei chronischem Schmerz. Die Wissenschaftler hatten zu diesem Zweck eine Gruppe von zwischen 1908 und 1922 geborenen Frauen untersucht und die Resultate mit früheren Gewichts-und Gehirnstudien an diesem Personenkreis verglichen.

Neu aufgenommene Computertomografie-Bilder wurden in Bezug gesetzt zum aktuellen Body-Mass-Index der Frauen. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Gehirnschwund und Übergewicht, denn je höher der Index lag, desto ausgeprägter war auch der Verlust an grauen Zellen. Mit jedem Punkt Zuwachs über dem gesunden Durchschnitt des Index nahm das Risiko für zusätzlichen Gehirnabbau um 13 bis 16 Prozent zu.

Genaue Gründe für den Abbau wurden nicht angegeben, aber die Wissenschaftler stellen einen Zusammenhang zu Blutarmut, Bluthochdruck, Gehirn- und Herzkranzgefäßerkrankungen her, die eng mit Fettleibigkeit verbunden sind und folglich auch das Gehirn schädigen könnten.

Chronische Rückenschmerzen und starkes Übergewicht zählen zu den so genannten Zivilisationskrankheiten und nehmen dementsprechend in den westlichen Industriestaaten stark zu.

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