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Mutualismus: Clownfisch beatmet sein Zuhause

Anemonenfisch vor seinem Zuhause

Die Beziehung zwischen Clownfischen – wohlbekannt seit dem Trickfilm "Nemo" – und Seeanemonen beruht auf Gegenseitigkeit: Der Korallenfisch findet Zuflucht vor Raubfischen zwischen den giftigen Tentakeln seines wirbellosen Partners, dafür verteidigt er diesen gegen potenzielle Fressfeinde. Doch das scheint nicht die einzige Gegenleistung zu sein, die der Clownfisch – auch Anemonenfisch genannt – erbringt, wie die Beobachtungen von Joe Szczebak und Nanette Chadwick von der Auburn University und ihres Teams andeuten. Denn der mobile Fisch fächelt seinem ortsfesten Zuhause nachts quasi Frischluft zu, damit dieses mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird.

Tagsüber, so Szczebak, ist das Meerwasser in Korallenriffen ausreichend gut mit dem Gas angereichert, da dann die Fotosynthese von Algen oder Seegräsern auf Hochtouren läuft. Nachts hingegen sinkt der Sauerstoffgehalt rapide ab, weil das Lebenselixier weiterhin veratmet wird, aber im Dunkeln kein Nachschub mehr produziert wird. Bei ihren Studien an Blasenanemonen (Entacmaea quadricolor) und Rotmeer-Anemonenfischen (Amphiprion bicinctus) bemerkten die Forscher jedoch ein zuvor nicht bekannte nächtliche Aktivität der Fische: Sie wedeln den Nesseltieren immer wieder mit ihren Flosseln frisches, sauerstoffreicheres Wasser zu und schwimmen tief hinein zwischen die Tentakel, um auch dort über Verwirbelungen die Zufuhr von Sauerstoff zu verbessern.

Insgesamt verbrauchen beide zusammen 1,4-mal mehr Sauerstoff, als wenn sie jeweils getrennt unterwegs wären, zeigten anschließende Labormessungen. Doch offensichtlich wiegt der Nutzen des Flossenschlagens den erhöhten Aufwand mehr als auf. Die beiden ungleichen Partner benötigen hierfür jedoch Körperkontakt. Werden sie zum Beispiel durch ein Plastiknetz voneinander separiert, so dass sie sich zwar sehen und riechen, aber nicht berühren können, erhöht sich der Sauerstoffverbrauch genauso wenig wie die Aktivität des Fisches. Um die Anemonen zu beatmen und damit auch ihren eigenen Schutzbunker zu bewahren, riskieren die Clownfische einiges, denn viele ihrer Fressfeinde sind vor allem nachts aktiv. Bislang dachte man deshalb auch, dass die Tiere während der dunklen Stunden bevorzugt zwischen den Tentakeln ruhen. Die Videoaufzeichnungen der Biologen belegen allerdings das Gegenteil: Die Fische sind auch nachts 80 Prozent der Zeit aktiv.

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