Computerspielsucht: Heimlichkeiten und Exzesse gehen Hand in Hand

Weltweit leiden rund drei Prozent aller Kinder und Jugendlichen ab acht Jahren an einer Computerspielsucht. In Stichproben aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind es sogar rund ein Drittel. Forschende aus Schweden haben untersucht, welche Rolle die Beziehung zu den Eltern bei dieser Erkrankung spielt. Dazu befragte das Team um die Psychologin Sabina Kapetanovic von der Hochschule West in Trollhättan 72 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren, die gerade wegen Computerspielsucht in kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken behandelt wurden.
Wie die Forschungsgruppe in der Fachzeitschrift »BMC Psychology« berichtet, hing die Schwere der Symptome mit dem Vertrauen zu den Eltern zusammen. Jugendliche mit ausgeprägter Sucht erzählten ihren Eltern nach eigenen Angaben weniger über ihren Alltag, sei es über das Spielen selbst oder über ihre Erlebnisse in der Schule, und sie verheimlichten ihre Freizeitgestaltung auch eher aktiv vor den Eltern. Mädchen (die rund ein Viertel der Betroffenen ausmachten) gaben häufiger als Jungen an, dass ihre Eltern weniger darüber wüssten, wie viel Zeit sie mit Spielen verbringen.
Therapeutische Interventionen für die Computerspielsucht sollten daher familienorientierte Strategien beinhalten, etwa Elterntrainingsprogramme, die eine vertrauensvolle Kommunikation fördern, empfehlen die Forschenden. Wenn die Kinder offen über ihr problematisches Hobby sprechen, können ihre Eltern sie zum Beispiel besser dabei unterstützen, andere Hobbys zu pflegen.
Doch bevor sich Eltern selbst vorwerfen, sie wären mitverantwortlich für die Spielsucht ihrer Kinder, weil sie nicht für eine hinreichend entspannte Atmosphäre gesorgt haben: Es könnte auch umgekehrt sein. Denn wer exzessiv spielt, verschließt sich womöglich eher vor den Eltern, damit sie nichts davon bemerken. Dann wäre die mangelnde Offenheit nicht eine der Ursachen, sondern ein Indiz für die Sucht.
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