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Coronavirus: Bis zu elf Monate immun nach Covid-19-Infektion

Schon Covid-19 gehabt? Dann wird Ihr Körper wohl jahrzehntelang Antikörper bilden. Die aber schützen womöglich nicht dauerhaft vor dem Virus, weshalb Impfungen wichtig bleiben.
Nachdem sie in einem Testzentrum in New Taipei City auf Covid-19 getestet wurde, hält eine Person einen Eisbeutel gegen ihre Nase.

Viele Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 infiziert haben, werden wahrscheinlich für den größten Teil ihres Lebens Antikörper gegen das Virus bilden. Das legt die Arbeit einer Gruppe nahe, die langlebige Antikörper produzierende Zellen im Knochenmark von Menschen identifizierte, die sich von Covid-19 erholt haben.

Die im Magazin »Nature« erschienene Studie liefert den Beweis, dass die durch eine Sars-CoV-2-Infektion ausgelöste Immunität außerordentlich lange anhält. Eine weitere gute Nachrichten ist, »dass Impfstoffe wohl die gleiche dauerhafte Wirkung haben werden«, sagt Menno van Zelm, ein Immunologe an der Monash University in Melbourne, Australien.

Antikörper – Proteine, die Teile von Erregern erkennen und inaktivieren können – sind eine wichtige Immunabwehr. Nach einer neuen Infektion sind kurzlebige Zellen, die Plasmablasten, eine frühe Quelle von Antikörpern.

Zwar bilden sich diese Zellen bald zurück, nachdem sich ein Virus nicht im Körper herumtreibt. Doch anschließend übernehmen andere Zellen den Job: B-Gedächtniszellen patrouillieren im Blut, um eine erneute Infektion zu bemerken, während sich Plasmazellen des Knochenmarks (BMPCs) in den Knochen verstecken und jahrzehntelang Antikörper produzieren.

»Eine Plasmazelle erzählt unsere Lebensgeschichte in Bezug auf die Krankheitserreger, denen wir ausgesetzt waren«, sagt Ali Ellebedy, ein B-Zell-Immunologe an der Washington University in St. Louis, Missouri, der die Studie geleitet hat.

Wirksame Antikörper noch bis zu elf Monate nach Covid-19-Infektion

Das Team war davon ausgegangen, dass eine Sars-CoV-2-Infektion die Entwicklung von BMPCs auslösen würde – das ist bei fast allen Virusinfektionen der Fall. Doch es gab Anzeichen dafür, dass eine schwere Covid-19-Infektion die Bildung dieser Zellen stören könnte. Einige vorherige Studien zur Covid-19-Immunität ließen ebenfalls zweifeln, weil die Antikörperspiegel laut der Daten kurz nach der Genesung abfielen.

Ellebedys Team verfolgte die Antikörperproduktion bei 77 Personen, die sich von meist leichten Fällen von Covid-19 erholt hatten. Wie erwartet, sanken die Sars-CoV-2-Antikörper in den vier Monaten nach der Infektion stark ab. Doch dieser Rückgang verlangsamte sich, und bis zu elf Monate nach der Infektion konnten die Forscher noch Antikörper nachweisen, die das Sars-CoV-2-Spike-Protein erkannten.

Wie entwickelt sich die Pandemie? Welche Varianten sind warum Besorgnis erregend? Und wie wirksam sind die verfügbaren Impfstoffe? Mehr zum Thema »Wie das Coronavirus die Welt verändert« finden Sie auf unserer Schwerpunktseite. Die weltweite Berichterstattung von »Scientific American«, »Spektrum der Wissenschaft« und anderen internationalen Ausgaben haben wir zudem auf einer Seite zusammengefasst.

Um die Quelle der Antikörper zu identifizieren, sammelte das Team um Ellebedy B-Gedächtniszellen und Knochenmark von einer Untergruppe der Teilnehmer. Sieben Monate nach der Entwicklung von Symptomen hatten die meisten dieser Teilnehmer noch B-Gedächtniszellen, die Sars-CoV-2 erkannten. In 15 der 18 Knochenmarksproben fanden die Wissenschaftler extrem niedrige, aber nachweisbare Populationen von BMPCs, deren Bildung durch die Coronavirus-Infektion der Teilnehmer sieben bis acht Monate zuvor ausgelöst worden war. Die Konzentrationen dieser Zellen waren bei allen fünf Personen stabil, die einige Monate später eine weitere Knochenmarksprobe abgaben.

Zusätzliche Corona-Impfungen könnten notwendig sein

»Dies ist eine sehr wichtige Beobachtung«, sagt Rafi Ahmed, ein Immunologe an der Emory University in Atlanta, Georgia, dessen Team die Zellen Ende der 1990er Jahre mitentdeckt hat, angesichts der Behauptungen über schwindende Sars-CoV-2-Antikörper. Unklar bleibt, wie die Antikörperspiegel langfristig aussehen werden und ob sie überhaupt einen Schutz bieten, fügt Ahmed hinzu. »Wir sind noch ganz am Anfang. Wir schauen nicht auf fünf oder zehn Jahre nach der Infektion.«

Der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer sollte den Körper anregen, die gleichen Zellen herzustellen. Dafür hat Ellebedys Team erste Anzeichen beobachtet. Aber das Bestehen der Antikörperproduktion, ob durch die Impfung oder durch die Infektion ausgelöst, gewährleistet keine lang anhaltende Immunität gegen Covid-19. Wegen der neuen Sars-CoV-2-Varianten, die Antikörpern trotzen können, könnten zusätzliche Impfungen notwendig sein, um die Werte wiederherzustellen, sagt Ellebedy. »Meine Vermutung ist, dass wir einen Booster brauchen werden

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