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Coronavirus-Mythen: Weihnachtsgeschenke übertragen keine Viren

Sich über Schmierinfektionen durch Weihnachtskarten und Päckchen mit dem Coronavirus anstecken? Geradezu unmöglich. Wir erklären warum und ordnen weitere Corona-Mythen ein.
Dass Coronaviren an Weihnachten durch Karten oder verpackte Geschenke übertragen werden, ist laut Experten »vollkommen irreal«.

So manches Gerücht verbreitet sich schneller als Sars-Cov-2 selbst, so scheint es – auch weil der Bedarf an Wissen groß ist. Schließlich gibt es weltweit offiziell bislang mehr als 76 000 000 Menschen mit Covid-19, rund 1 600 000 starben an den Folgen. Als Quelle dient manchmal eine kleine, womöglich ungeprüfte Studie, ein andermal ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat oder ein Einzelner, der sich einen Spaß erlauben, verunsichern oder betrügen will. Wie sinnvoll sind Masken? Schützt Vitamin-D vor schweren Erkrankungen? Woher stammt das Virus? Welche Coronavirus-Mythen derzeit kursieren und was davon zu halten ist – eine Übersicht:

Behauptung: »Weihnachtsgeschenke übertragen Coronaviren.«

Bewertung: »Dass Coronaviren an Weihnachten durch Karten oder verpackte Geschenke übertragen werden, ist vollkommen irreal«, sagt Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Uni Rostock. Vermehren könnten sich die Erreger ohnehin nicht auf solchen Oberflächen. »Das geht nur, wenn sie in Zellen sind«, erklärt er. Außerdem würden die Viren auf Karten und Papier eher rasch sterben. »Das ist eine Sache von Minuten bis zu wenigen Stunden«, erklärt Podbielski. »Da müsste schon jemand auf eine Postkarte husten, sie einem anderen direkt in die Hand drücken und der steckt sich den Finger sofort den Mund«, sagt er weiter. Anders sehe das etwa bei Hepatitis-A-Viren aus, die Tage, wenn nicht sogar Wochen in der Umgebung gut überleben könnten.

Auch die EU-Gesundheitsbehörde ECDC bestätigt: »In der Praxis gibt es keine Hinweise auf eine Übertragung von Covid-19 durch kontaminierte Verpackungen.« Zwar gebe es Experimente, in denen das Virus etwa auf Karton bis zu 24 Stunden überleben könne – hierbei handle es sich jedoch um Untersuchungen unter Laborbedingungen. Die Empfehlung lautet aber trotzdem: Bei Kontakt mit vielen Oberflächen und Verpackungen häufig die Hände waschen.

Behauptung: »Ein Mund-Nase-Schutz bringt nichts.«

Bewertung: Das stimmt so nicht. Zu Anfang der Pandemie hieß es, Einwegmasken oder ein selbstgenähter Mund-Nase-Schutz würden nicht vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützen. Das könnten lediglich professionelle Masken leisten, die medizinischem Personal vorbehalten werden sollten. Offizielle Stellen wie das RKI oder die WHO rieten deshalb zunächst nicht dazu, im Alltag eine Maske zu tragen. Noch immer ist nicht wissenschaftlich erwiesen, ob durch einen Mund-Nase-Schutz ein Eigenschutz besteht. Es gibt aber Belege dafür, dass Masken helfen, andere Menschen vor Tröpfchen und Partikeln zu schützen, die man beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt. Da Infizierte bereits vor dem Auftreten von Symptomen (sofern überhaupt vorhanden) ansteckend sein können, empfiehlt das RKI mittlerweile das generelle Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum. Dort gilt sogar meist eine Pflicht. An dieser Stelle noch ein wichtiger Hinweis: Die Masken sind nur sinnvoll, wenn sie richtig sitzen. Weiterhin gilt es, andere Maßnahmen wie Abstandhalten und Hygieneregeln nicht zu vernachlässigen.

Behauptung: »Das Tragen einer Maske kann zum Tod führen.«

Bewertung: Immer wieder tauchen in den Sozialen Medien Gerüchte auf, wonach Menschen angeblich gestorben seien, weil sie eine Maske trugen. Anfang Oktober sah sich beispielsweise die Polizei Unterfranken gezwungen, die Falschmeldung zu entlarven, dass ein sechsjähriges Mädchen im Bus aus Atemnot zusammengebrochen sei, weil sie eine Maske trug. Einen solchen Vorfall hat es nie gegeben. Tatsächlich ist weltweit kein einziger Fall bekannt, bei dem ein Mensch wegen einer Maske zu Tode kam.

Das ist nicht weiter überraschend, denn sollte es durch Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu einer akuten Atemnot kommen, wird der oder die Betroffene einfach die Maske absetzen, schreibt etwa die Deutsche Atemwegsliga. Die Befürchtung, dass man es nicht bemerkt, wenn der eigene Körper mit Sauerstoff lebensbedrohlich unterversorgt ist und sich ein Zuviel von Kohlendioxid im Blut angesammelt hat, ist unbegründet.

Wie entwickelt sich die Pandemie? Welche Varianten sind warum Besorgnis erregend? Und wie wirksam sind die verfügbaren Impfstoffe? Mehr zum Thema »Wie das Coronavirus die Welt verändert« finden Sie auf unserer Schwerpunktseite. Die weltweite Berichterstattung von »Scientific American«, »Spektrum der Wissenschaft« und anderen internationalen Ausgaben haben wir zudem auf einer Seite zusammengefasst.

Ausgenommen davon sind Kinder unter zwei Jahre, die aus diesem Grund keine Maske bekommen sollen. Bei ihnen ist der Schutzreflex noch nicht ausreichend vorhanden. Auch Menschen, die sich ihre Maske bei Atemnot nicht eigenständig absetzen können, sollten keine Maske tragen.

Tatsächlich ergab eine Studie der TU München aus dem Jahr 2005, dass sich unter chirurgischen Masken Kohlendioxid sammeln kann, so dass auch der Gehalt an CO2 in der Atemluft steigt. Nach Angaben der Deutschen Atemwegsliga ist dies bei den professionellen FFP2- und FFP3-Masken mit Partikelfilter sogar noch ausgeprägter. Allerdings fanden die Forscher in ihrer Studie keine Hinweise darauf, dass dies mit Gesundheitsgefahren verbunden ist. Zum selben Ergebnis kommt eine aktuelle Studie an Patienten mit der Lungenkrankheit COPD. Die Auswirkungen auf die Sauerstoffversorgung seien minimal, selbst wenn es sich für die Betroffenen manchmal anders anfühle.

Kommerziell erhältliche Masken unterliegen zudem einer Normierung, die genau regelt, wie stark der Widerstand beim Ein- und Ausatmen sein darf, heißt es beispielsweise in einem ausführlichen Beitrag im Faktencheck-Magazin »Correctiv«.

Behauptung: »Wer bestimmte Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, kann sich gegen Covid-19 schützen.«

Bewertung: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Vitamintabletten, Vitalpilze oder Präparate mit beispielsweise Ginseng oder Grüntee das Risiko einer Sars-CoV-2-Infektion senken. Zwar kann ein Vitaminmangel das Immunsystem schwächen und Krankheiten verursachen – etwa Skorbut, wenn Vitamin C fehlt. Solch ein Mangel ist in Deutschland jedoch selten. Anders sieht es mit Vitamin D aus: Viele Menschen in West- und Mitteleuropa sind nicht ausreichend mit dem Vitamin versorgt. Nach jetziger Kenntnis erhöht ein großer Vitamin-D-Mangel das Risiko für eine Virusinfektion – auch mit Sars-CoV-2 – und für einen schweren Verlauf. Daraus abzuleiten, eine hoch dosierte Vitamin-D-Gabe könne bei einer bestehenden Covid-19-Erkrankung das Sterberisiko senken, ist jedoch problematisch. Keine Studie belegt bislang einen eindeutigen Nutzen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die Einnahme bestimmter Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel nur, wenn nachweislich ein Mangel vorliegt, weil zu viel schaden kann. Ein Überschuss an Vitamin D oder C kann beispielsweise zu Nierensteinen führen.

Behauptung: »Wer Ibuprofen nimmt, erkrankt schlimmer.«

Bewertung: Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. In Fachkreisen kursierten zu Beginn der Pandemie eher theoretische Überlegungen, ob nicht bestimmte Medikamente, darunter Ibuprofen, Diclofenac oder auch Azetylsalizylsäure (ASS, »Aspirin«), den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung ungünstig beeinflussen könnten. Die französischen Behörden warnten deshalb davor, diese Wirkstoffe zu nehmen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfahl zwischenzeitlich, auf Alternativen wie Paracetamol auszuweichen. Es gibt jedoch derzeit keine wissenschaftlichen Belege für solche Wechselwirkungen, weshalb die WHO ihre Empfehlung angepasst hat. Alle Patienten, die solche Medikamente auf Anraten von Arzt oder Ärztin einnehmen, sollten dies weiterhin tun. Eine Studie mit etwa 400 Covid-19-Patienten aus Israel kam zu dem Schluss, dass die Krankheit bei Personen, die Ibuprofen einnahmen, nicht schwerer verlief oder öfter tödlicher ausging als bei solchen, die das nicht taten.

Behauptung: »Die Einnahme von Chlordioxid hilft gegen das Coronavirus.«

Bewertung: Auf verschiedenen Internetseiten werden Trinklösungen mit Chlordioxid, auch Miracle Mineral Supplement (MMS) genannt, als Wundermittel angepriesen. Es ist zwar richtig, dass die Chemikalie Viren inaktiviert. Chlordioxid ist aber ein industrielles Desinfektions- und Bleichmittel, das unsere Haut und Schleimhaut stark verätzen kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt deshalb schon seit vielen Jahren vor der Einnahme.

Behauptung: »Wer täglich Alkohol trinkt, schützt sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus.«

Bewertung: Es kursierte eine gefälschte Meldung des Robert Koch-Instituts, laut der 100 Gramm Alkohol pro Tag – das entspräche etwa fünf Bier – zu einer ausreichenden Desinfizierung des Mund- und Rachenraums führen sollen. Das ist Unsinn. Der häufige oder exzessive Konsum von Alkohol schützt nicht vor Covid-19, sondern erhöht das Risiko für Gesundheitsprobleme. Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein chronischer Alkoholkonsum das Immunsystem schwächt.

Covid-19: Knoblauch und Nasenspray: Corona-Mythen enttarnt

Veröffentlicht am: 25.03.2020

Laufzeit: 0:05:04

Sprache: deutsch

Bei Addendum finden Sie die Ergebnisse von intensiven Recherche-Projekten.

Behauptung: »An Geldscheinen und Münzen kann man sich mit dem Coronavirus anstecken.«

Bewertung: Viele Experten halten es für unwahrscheinlich, dass man sich beim Bezahlen ansteckt. Die Virenmenge an der Oberfläche reicht in den meisten Fällen nicht aus, um eine Infektion auszulösen, zumal man die Erreger mit den Händen in den Rachen transportieren müsste. Wer die empfohlene Handhygiene befolgt und sich oft und gründlich mit Seife die Hände wäscht, braucht Geldscheine und Münzen nicht fürchten.

Behauptung: »Wenn man zehn Sekunden die Luft anhalten kann ohne Beschwerden oder Husten, heißt das, man hat sich nicht angesteckt.«

Bewertung: Dieser zweifelhafte Tipp hat internationale Karriere als Kettenbrief gemacht. Doch weder für den Selbsttest durch Luftanhalten noch für die meist mitverschickte Empfehlung, gegen die Infektion doch viel Wasser zu trinken, gebe es wissenschaftliche Belege, sagt etwa David Heymann, Gesundheitsexperte der WHO, gegenüber CORRECTIV. Eine Infektion mit dem Coronavirus äußert sich in den meisten Fällen durch trockenen Husten, Fieber und seltener durch Schnupfen oder andere typische Erkältungssymptome wie Frösteln oder Halsschmerzen. Auch ein Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns ist möglich.

Behauptung: »Auch wenn Covid-19 ohne Symptome verläuft, bleibt die Lunge langfristig geschädigt.«

Bewertung: Grundsätzlich gilt offenbar: Je leichter der Verlauf, desto geringer ist das Risiko für Langzeitfolgen. Doch es gibt Ausnahmen: So haben Mediziner von der Universitätsklinik Innsbruck beispielsweise bei einigen Tauchsportlern, die eher mild an Covid-19 erkrankt waren, Lungenschädigungen festgestellt. Sie können ihren Sport darum wohl vorerst nicht mehr ausüben. Außerdem stellt sich immer mehr heraus, dass das Virus nicht nur die Lunge, sondern auch andere Organe langfristig schädigen kann. Wie häufig die körperliche Fitness von Covid-19-Genesenen dauerhaft beeinträchtigt ist, lässt sich derzeit nicht sagen.

Behauptung: »Schon kurz nachdem Covid-19 überstanden ist, kann man sich erneut anstecken.«

Bewertung: In welchem Maß und wie lange nach einer Infektion eine Immunität besteht, ist derzeit weitgehend unklar. Auch wodurch diese vermittelt wird. Die meisten Patienten scheinen nach einer Infektion recht verlässlich Antikörper zu bilden, die das Virus neutralisieren. Neuere Studien weisen aber darauf hin, dass diese schon bald nach einer Infektion im Blut nicht mehr nachweisbar sind – vor allem bei Menschen, die wenige oder gar keine Symptome hatten. Das muss aber nicht bedeuten, dass man sich schon bald darauf wieder anstecken kann. Denn Antikörper – vor allem jener Typ, auf den momentan hauptsächlich getestet wird – stellen nur eine Komponente unseres Immunsystems dar. Auch andere Moleküle und Zelltypen, zum Beispiel T-Zellen könnten eine wichtige Rolle spielen. Von anderen menschlichen Coronaviren ist bekannt, dass man sich nach ein paar Monaten erneut anstecken kann.

Behauptung: »Das Virus schwebt mehrere Minuten lang in der Luft, bevor es sich irgendwo niederlässt.«

Bewertung: Das ist nicht ganz korrekt. Während größere ausgehustete Tröpfchen nach wenigen Sekunden zu Boden sinken, schweben winzige Tröpfchen, so genannte Aerosole, sehr lange in der Luft. Darin enthaltene Viren bleiben, zumindest in Labortests, auch infektiös. Lange Zeit wurde eine Übertragung durch Aerosole ausgeschlossen, inzwischen wird ihnen aber immer mehr Bedeutung zugesprochen. »Der längere Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen kann die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Aerosole auch über eine größere Distanz als zwei Meter erhöhen«, warnt das RKI auf seiner Homepage.

Behauptung: »Auch Hunde und Katzen können mit dem Coronavirus infiziert sein. Darum sollte man sie besser nicht mehr streicheln.«

Bewertung: Stimmt nicht. Zwar ist inzwischen bekannt, dass sich einige Tierarten mit dem Virus anstecken können, darunter Haustiere wie Katzen und Hamster. Dass die Tiere dem Virus als Rückzugsort dienen und von ihnen aus auf Menschen überspringen, halten Fachleute aber für eher unwahrscheinlich. Aus Sicht des Friedrich-Loeffler-Instituts muss der Kontakt gesunder Personen zu Haustieren nach den derzeitig verfügbaren Informationen nicht eingeschränkt werden. Es sei aber immer ratsam, grundlegende Hygieneprinzien wie Händewaschen nach Kontakt einzuhalten.

Behauptung: »Man braucht Desinfektionsmittel, um das Virus zu zerstören.«

Bewertung: Nicht unbedingt. Auch handelsübliche Seife macht die Viren kaputt, weil sie Tenside enthält. Diese Molekülen haben sowohl einen Wasser als auch einen Fett liebenden Teil. Mit Letzterem greifen die Tenside die empfindliche Lipidhülle der Viren an. Die Wasser liebende Seite des Moleküls wendet sich dem Wasser zu, die wir beim Waschen über unsere Hände laufen lassen. Es entstehen kugelförmige Fetttröpfchen – die Mizellen –, die sich leicht wegwaschen lassen. Wie Fett in einer Pfanne mit Spülmittel.

Behauptung: »Das Virus kann auch über das Trink- und Abwasser übertragen werden. Darum sollte man lieber kein Leitungswasser mehr trinken.«

Bewertung: Trinkwasser, das nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik gewonnen, aufbereitet und verteilt werde, sei sehr gut gegen Viren geschützt, heißt es auf den Seiten des Umweltbundesamts. Einschließlich Coronaviren. Die Experten halten es nach derzeitigem Kenntnisstand für höchst unwahrscheinlich, dass sich Sars-CoV-2 über die öffentliche Trinkwasserversorgung verbreitet.

Behauptung: »Man kann sich beim Schwimmen mit dem Coronavirus infizieren.«

Bewertung: Zumindest theoretisch wäre das möglich. Studien belegen, dass Coronaviren widerstandsfähig genug sind, um in Wasser für einige Tage nachweisbar zu bleiben. Laut dem Umweltbundesamt ist ein direkte Übertragung von Sars-CoV-2 über das Schwimm- und Badewasser aber höchst unwahrscheinlich, zumal das Virus hier sehr stark verdünnt vorliegt und dem Wasser meistens Chlor zur Desinfektion zugesetzt wird. Ein höheres Infektionsrisiko geht davon aus, dass sich hier sehr viele Menschen versammeln und oft wenig Abstand zueinander haben.

Behauptung: »Auch Stechmücken können das Virus übertragen.«

Bewertung: Das ist falsch. Das Virus verbreitet sich hauptsächlich über Tröpfchen und gehört zu einer völlig anderen Familie als jene, die von Insekten übertragen werden. Mit dem Stich einer Mücke könne das Virus nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht in den Körper gelangen, sagte Mücken-Expertin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Behauptung: »Rauchen oder Dampfen verschlimmert die Covid-19-Erkrankung.«

Bewertung: Covid-19 ist noch zu neu, als dass es dazu aussagekräftige Studien gäbe. Ältere Untersuchungen haben jedoch eines deutlich gemacht: Wer raucht, schwächt das Immunsystem seiner Lunge. Zudem kann der Zigarettenrauch zu langfristigen Schäden führen und diese wieder zu einem schwereren Verlauf von Covid-19. Was das Dampfen angeht, ist die Studienlage weniger eindeutig. Erste Ergebnisse weisen aber in eine ähnliche Richtung.

Behauptung: »Das Coronavirus ist mutiert. Der L-Typ ist besonders aggressiv und verbreitet sich schnell.«

Bewertung: Korrekt ist, dass es zwei Typen gibt, S und L genannt. Auch stimmt, dass sie sich durch eine Mutation unterscheiden. Doch Mutationen verändern nicht automatisch die Eigenschaften eines Virus. Insofern ist unklar, ob der L-Typ, nur weil er weiter verbreitet ist, tatsächlich aggressiver ist als der S-Typ. Ebenso ob er sich schneller verbreitet. »Einer dieser Zweige kann rein zufällig größer sein als der andere«, sagt beispielsweise der Evolutionsbiologe Andrew Rambaut von der University of Edinburgh.

Behauptung: »Der Krankheitserreger Sars-CoV-2 ist schon lange bekannt.«

Bewertung: Es kursierten Fotos älterer Desinfektionsmittelflaschen – etwa von 2014 –, auf denen zu lesen ist: »Hilft gegen Coronaviren.« Mancher schlussfolgerte daraus, dass es Sars-CoV-2 schon vor 2019 gab. Das ist aber falsch. Sars-CoV-2 ist ein neues Virus, das zu der Familie der Coronaviren gehört. Die Familie der Coronaviren ist seit Mitte der 1960er Jahre bekannt. Jedes Jahr zirkulieren in unserer Bevölkerung vier Typen von Coronaviren, die in der Regel harmlose Erkältungen verursachen. Andere Mitglieder der Virusfamilie haben in der Vergangenheit zu schweren Krankheitsausbrüchen wie Sars oder Mers geführt.

Behauptung: »Forscher haben Sars-CoV-2 künstlich im Labor geschaffen.«

Bewertung: Das ist ein Mythos. Erbgutanalysen zeigen: Das Virus Sars-CoV-2 ist über natürliche Mutation und Selektion entstanden, wie unabhängige Forscher in der Fachzeitschrift »Nature« berichten.

Behauptung: »Kein Virus, sondern das 5G-Netz hat die Pandemie ausgelöst«

Bewertung: Rasch verbreitet hat sich das Gerücht, 5G-Wellen würden zu grippeähnlichen Symptomen und einem Zellabbau führend. Auf Grund seiner vollständigen 5G-Abdeckung sei die Gegend um Wuhan darum besonders stark betroffen, geht der Mythos weiter. Das Bundesamt für Strahlenschutz widerlegt dies: In einer E-Mail an das Recherchezentrum CORRECTIV schreibt es: »5G verursacht weder Zellabbau noch grippeähnliche Symptome. 5G kann (wie alle Felder von Mobilfunksendeanlagen, also auch 2G, 3G, 4G) höchstens eine geringfügige, nicht wahrnehmbare Erwärmung verursachen, die sich vor allem auf die Körperoberfläche beschränkt.«

Behauptung: »Im Sommer macht Corona Pause.«

Bewertung: Bei vielen Infektionskrankheiten, allen voran der Grippe, kommt es im Sommer zu deutlich weniger Ansteckungen, unter anderem weil die Menschen weniger Zeit im Haus verbringen und warme, feuchte Luft das Virus an der Ausbreitung hindert. Andererseits trifft Sars-CoV-2 auf eine Bevölkerung, in der noch niemand immun ist, so dass auch eine durch den Sommer gebremste Ausbreitung einen Großteil der Bewohner erfassen könnte. Der Rückgang, der in Deutschland zumindest bis Anfang Juli zu beobachten war, ist also wahrscheinlich vor allem den konsequenten Maßnahmen zur sozialen Distanzierung geschuldet, die es unbedingt weiter einzuhalten gilt.

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