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Coronavirus: Covid-19-Patienten stecken oft ihre Haustiere an

Hunde und Katzen, die mit Covid-Kranken in einem Haushalt leben, infizieren sich häufig und werden selbst krank. Expertinnen raten, gegebenenfalls Abstand zu den Tieren zu halten.
Mensch krault Katze

Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 infizieren und erkranken, geben das Virus oft an ihre Haustiere weiter. Die Tiere werden davon mitunter ebenfalls krank – manchmal sogar schwer. Das legen die Ergebnisse zweier Forschergruppen nahe, die beim diesjährigen Europäischen Kongress für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten vorgestellt werden. Die Studien sind noch nicht in Fachzeitschriften erschienen.

Ein Team um die Veterinärmedizinerin Dorothee Bienzle von der University of Guelph (Kanada) hat 198 Katzen und 54 Hunde untersucht. Rund 100 Tiere stammten aus Haushalten, in denen eine Person an Covid-19 erkrankt war. Die restlichen stammten aus Tierheimen oder waren Streuner.

Je mehr Kontakt zu Menschen, umso mehr Ansteckungen

Zwei von drei Katzen sowie zwei von fünf Hunden, die mit Covid-Kranken zusammengelebt hatten, wiesen Antikörper gegen Sars-CoV-2 auf. Sie waren folglich selbst damit infiziert gewesen. Im Gegensatz dazu besaß bei den Heimbewohnern und bei den Streunern nicht einmal jedes zehnte Tier solche Antikörper.

Hunde und Katzen, die aus Haushalten mit Covid-19-Patienten stammten, entwickelten zudem oft Krankheitssymptome, wie Bienzle und ihr Team berichten. Bei 20 bis 30 Prozent der Tiere traten Antriebs- und Appetitlosigkeit, Husten und Durchfall, laufende Nase und Atemprobleme auf. Die Komplikationen waren meist mild und von kurzer Dauer, in drei Fällen jedoch schwer. Das Infektionsrisiko lag bei den Katzen umso höher, je inniger und länger die (kranken) Halterinnen und Halter mit ihnen schmusten. Bei den Hunden ließ sich ein solcher Zusammenhang nicht beobachten.

Ein zweites Team um die Veterinärmedizinerin Els Broens von der Universität Utrecht (Niederlande) hat ähnliche Untersuchungen angestellt – in diesem Fall an 156 Hunden und 154 Katzen aus rund 200 Haushalten, in denen Covid-19-Patienten lebten. Die Forscherinnen und Forscher wiesen nach: In jedem fünften Haushalt hatten sich die Tiere mit dem Virus infiziert, erkennbar an positiven PCR- oder Antikörpertests. Auch Krankheitssymptome, vor allem Atemwegs- und Magen-Darm-Komplikationen, traten bei den Tieren auf, freilich nur mild ausgeprägt.

Beide Arbeitsgruppen schließen daraus: Menschen übertragen Sars-CoV-2 vielfach auf ihre Haustiere. Das berge die Gefahr, dass sich der Erreger in den Tieren vermehre und irgendwann – möglicherweise mutiert – auf Menschen zurückspringe. »Die Hauptsorge gilt (…) dem potenziellen Risiko, dass Haustiere als Reservoir des Virus fungieren und es wieder in die menschliche Bevölkerung einschleppen könnten«, sagt Broens. Bislang gebe es zwar kein Anzeichen auf eine solche Rückübertragung. Dennoch empfiehlt Bienzle, vorsichtig zu sein: »Wenn Sie Covid-19 haben, rate ich Ihnen, Abstand von Ihrem Haustier zu halten und es nicht in Ihr Schlafzimmer zu lassen.«

Welche Rolle unsere Haus- und Nutztiere in der Covid-Pandemie spielen, wird schon länger diskutiert. Es gibt mittlerweile mehrere Untersuchungen dazu. Schweine, Kühe, Enten und Hühner scheinen weitgehend resistent gegen das Virus zu sein. Katzen dagegen infizieren sich häufig und geben den Erreger auch an Artgenossen weiter. Bei Nerzen, die sich ebenfalls anstecken, ist sogar bewiesen, dass sie das Virus auf Menschen (rück-)übertragen. Einige Länder haben deshalb drastische Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass sich der Erreger auf Nerzfarmen verbreitet. Dänemark und die Niederlande keulten ihre Nerzbestände – insgesamt fast 20 Millionen Tiere.

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