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Cyanocoronen: Riesen-Molekül im Weltall aufgespürt

Im interstellaren Raum existiert ein überraschend großes Molekül auf Kohlenstoffbasis. Fachleute haben es in der Taurus-Molekülwolke nachgewiesen.
ein Satellitenbild zeigt einen Nebel
Die Taurus-Molekülwolke beherbergt faszinierende komplexe organische Substanzen, darunter Cyanocoronen mit 25 Kohlenstoffatomen.

Weit draußen im Weltall existiert komplexere organische Materie als bislang gedacht – und mehr davon als angenommen. Das legt die neueste Entdeckung eines Forschungsteams aus den USA und Kanada nahe: Die Fachleute haben einen Stoff namens Cyanocoronen im interstellaren Raum nachgewiesen. Das Molekül ist doppelt so groß wie die größte bislang im Weltall gefundene aromatische Substanz. Es hat die chemische Summenformel C24H11CN und besteht aus sieben miteinander kondensierten Benzolringen sowie einer Cyanogruppe (C-N-Gruppe). Die Ergebnisse sind im Fachmagazin »The Astrophysical Journal Letters« erschienen.

Cyanocoronen | Das organische Molekül mit der Summenformel C24H11CN wurde in der Taurus-Molekülwolke gefunden. Es ist doppelt so groß wie alle anderen bislang dort gefundenen aromatischen Substanzen.

Das Forschungsteam um die Physikerin Gabi Wenzel stellte die Substanz zunächst im Labor her und nahm anschließend dessen Mikrowellenspektrum auf. Das so erhaltene Muster verglichen die Fachleute mit spektroskopischen Daten, die das Green Bank Telescope aus der Taurus-Molekülwolke erhalten hatte – einer kalten Molekülwolke im Sternbild Stier. Und siehe da: Charakteristische Linien aus den Teleskopdaten passen genau zum Spektrum von Cyanocoronen. Die Häufigkeit des großen Moleküls sei ihren Ergebnissen zufolge vergleichbar mit der von kleineren dort anwesenden organischen Stoffen, schreibt die Gruppe in ihrer Veröffentlichung. Das spräche gegen die gängige Annahme, dass Stoffe im Weltall umso seltener vorkommen, je schwerer und komplexer sie sind.

Astrochemiker finden zunehmend komplexe organische Substanzen im interstellaren Raum. Wie die großen Moleküle dort hinkommen, ist unklar. Zwei Ansätze werden diskutiert: Entweder handelt es sich um Bruchteile noch größerer Substanzen, die in der Kälte des Weltalls überdauern. Oder sie bilden sich aus kleineren Vorläufern. Letztere Vermutung hegt auch das Team um Wenzel. Ihre quantenmechanischen Berechnungen legen nahe, dass Cyanocoronen in der Taurus-Molekülwolke aus Coronen und den dort in großen Mengen vorkommenden Cyanoradikalen entsteht.

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  • Quellen

Wenzel, G. et al., The Astrophysical Journal Letters, 10.3847/2041–8213/adc911, 2025

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