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Domestizierung : Dackelblick als Lebensversicherung

Ein Blick aus großen, traurigen Hundeaugen - und schon ist das Häufchen im Wohnzimmer verziehen. Haben wir unseren Hunden den Dackelblick angezüchtet?
Auch der Mops kann den Dackelblick

Traurig gucken zu können bietet offenbar einen Überlebensvorteil, ahnt ein Forscherteam um Juliane Kaminski von der University of Portsmouth. In einer Studie hatten die Wissenschaftler die Gesichtsmuskeln von Hunden und ihren wilden Vorfahren verglichen. Wie sie in der Fachzeitschrift »PNAS« schreiben, fehlt Wölfen der Muskel, mit dem Hunde ihre Augenbrauen anheben können – um so die Augen größer und kindlich traurig aussehen zu lassen.

Das Forscherteam hat bereits in einer anderen Studie herausgefunden, dass Hunde, wenn sie den Dackelblick aufsetzen, eher von Menschen mit Haustierwunsch aus einem Tierheim abgeholt werden. Nun wollten die Forscher wissen, ob sich dieser Gesichtsausdruck im Lauf von Evolution und Domestizierung entwickelt hat. Das scheint der Fall zu sein: Den vier Wölfen, die das Team um Kaminski untersuchte, fehlte der Levator anguli oculi medialis, kurz LAOM. Das ist jener Muskel, den Hunde benutzen, um ihre Brauen nach oben und die äußeren Augenwinkel in Richtung der Ohren zu ziehen. Alle Hunde, die das Team untersuchte, hatten ihn – außer dem Sibirischen Husky, einer besonders ursprünglichen Rasse.

Sich gegenseitig anzuschauen, führt bei Mensch und Hund zu einer Ausschüttung des Botenstoffs Oxytozin – ähnlich wie bei Mutter und Kind und generell bei Menschen, die sich nahestehen. Stehen sich jedoch Mensch und Wolf gegenüber, so wird die »Kuschelhormon«-Produktion nicht angekurbelt. Um unser bester Freund zu werden, muss der wilde Hundevorfahr also einiges an sich verändert haben. Wenn wir mit einem Menschen – oder einem Tier – kommunizieren, schenken wir besonders seiner oberen Gesichtspartie Aufmerksamkeit. Wenn ein Hund auf uns reagiert und seine Augenbrauen hochzieht, entsteht in seinem Gesicht ein kindlich trauriger Ausdruck, der uns zärtlich stimmt. So haben wir uns wohl – bewusst oder unbewusst – für Hunde mit starken Gesichtsmuskeln entschieden und ihre Evolution beeinflusst.

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