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News: Darf es etwas mehr sein?

Wäre die Kernkraft nur ein halbes Prozent stärker oder schwächer als sie es tatsächlich ist, gäbe es mit Sicherheit kein Leben in unserem Universum. Berechnungen und Simulationen ergaben, dass unsere Welt für die Entstehung von Leben geradezu maßgeschneidert ist.
Die Wissenschafter gehen davon aus, dass beim Urknall vor rund 15 Milliarden Jahren ausschließlich die Elemente Wasserstoff und Helium entstanden. Sie bildeten sich rund drei Minuten nach dem Big Bang, als die Dichte für die Entstehung anderer Elemente bereits zu gering war. Die ersten Millionen Jahre dürfte unsere Welt also eine ziemlich langweilige Gassuppe gewesen sein. Erst in Sternen ballen sich Wasserstoff und Helium wieder derart zusammen, dass schwerere Materie durch Kernverschmelzung entstehen kann. Genau gesagt passiert dieser Vorgang in so genannten Roten Riesen, Sternen die am Ende ihres Daseins angelangt sind. Durch die Kernfusion, der Energiequelle in Sternen, ist aus Wasserstoff genug Helium entstanden, dass auch dieses gleichsam zündet und die Heliumkerne zu schweren Elementen bis hin zum Uran verschmelzen.

Die häufigsten Grundstoffe im Universum nach Wasserstoff (74 Prozent) und Helium (25 Prozent) sind Silizium, Kohlenstoff und Sauerstoff. In Simulationen hat Oberhummer, Vorstand des Instituts für Kernphysik der Technischen Universität (TU) Wien, gemeinsam mit deutschen und ungarischen Kollegen die physikalischen Vorgänge bei der Kernverschmelzung in Roten Riesen genau studiert und kam dabei zu einem verblüffenden Ergebnis: "Wäre die Kernkraft, welche die Teilchen des Atomkerns zusammenhält, auch nur eine halbes Prozent stärker oder schwächer als sie tatsächlich ist, gäbe es im ersten Fall kaum Sauerstoff und im zweiten Fall kaum Kohlenstoff im Universum." Gerade die für das Leben unerlässlichen Elemente Kohlenstoff und Sauerstoff entstehen nur unter diesen Voraussetzungen, in dieser engen Bandbreite der Kernkraft. "Da stellt sich natürlich auch für den Physiker die Frage, die vorläufig nur von Metaphysikern oder Theologen erschöpfend beantwortet werden kann: Warum ist das Universum derart für die Entstehung von Leben maßgeschneidert?", so Oberhummer (Science vom 7. Juli 2000).

Aber auch die Naturwissenschafter haben Antworten dafür bereit. So ist es denk- und auch rechenbar, dass es neben unserem Universum noch viele andere, mit unterschiedlichen Verhältnissen – etwa anderen Kernkräften – gibt. Diese wären steril, es konnte kein Leben entstehen. Wir leben in unserem, weil es hier am freundlichsten ist.

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