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Besser vorsorgen: Was passiert bei einer Darmspiegelung?

Kaum mit Risiken verbunden, aber hilfreich: Mit einer Darmspiegelung lassen sich Krebs und Vorstufen früh erkennen. Was ist vor dem Check zu beachten? Wie läuft die Untersuchung ab? Und was, wenn man einen Polypen hat?
Ein Patient spricht mit seiner Ärztin.

Darmkrebs lässt sich vorbeugen – mit einer Darmspiegelung, bei der Vorstufen entfernt werden. Während Frauen mit 55 Jahren das erste Mal eingeladen werden, dürfen Männer schon fünf Jahre früher zur Untersuchung. Was dabei passiert und was zu beachten ist. Ein Überblick.

Wozu ist die Darmspiegelung gut?

Darmkrebs gehört in Deutschland zu den häufigsten Krebserkrankungen, jährlich erkranken fast 60 000 Menschen neu. Mehr als 23 000 Patientinnen und Patienten sterben jedes Jahr an den Folgen. Damit mehr Menschen überleben, wurde im Jahr 2002 eine neue Kassenleistung eingeführt: eine kostenlose Darmspiegelung, um Krebs und seine Vorstufen (Polypen) im Dickdarm rechtzeitig zu entdecken und zu therapieren.

Eine gute Idee, wie sich zeigte: Zwischen 2000 und 2016 hat sich die Neuerkrankungsrate um ein Viertel verringert. Die Sterblichkeit sank ebenfalls deutlich – bei Männern um 35,8 Prozent und bei Frauen um 40,5 Prozent. Vor allem Krebsvorstufen im unteren Darmabschnitt fallen seit Beginn des Screenings früher auf. Weil Männer ein höheres Darmkrebsrisiko haben als Frauen, dürfen sie die Untersuchung als Kassenleistung schon ab 50 Jahren wahrnehmen. Die Darmspiegelung ergänzt den jährlichen Test auf Blut im Stuhl, den Erwachsene ab diesem Alter wahrnehmen sollten.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Bei einer Koloskopie, wie die Darmspiegelung in der Fachsprache heißt, begutachtet ein Facharzt oder eine Fachärztin für Gastroenterologie den gesamten Dickdarm von innen. Dazu führen sie einen biegsamen Schlauch in den After ein. Das Endoskop schieben sie bis zum Übergang zum Dünndarm vor und ziehen ihn dann langsam wieder zurück. Das Gerät ist mit winzigen Instrumenten, einer kleinen Lichtquelle und einer hochauflösenden Kamera bestückt, die Bilder der Darmschleimhaut direkt auf einen Bildschirm überträgt. An verdächtigen Stellen entnimmt der Arzt Gewebeproben, Biopsie genannt. Polypen, also Wucherungen, die als Vorstufe von Darmkrebs gelten, entfernt er während der Untersuchung mit einer Schlinge oder Zange. Während der 20 bis 30 Minuten, die die Untersuchung dauert, kann sich der Patient auf Wunsch in eine Art Dämmerschlaf versetzen lassen. Die Prozedur ist aber auch ohne Beruhigungsmittel schmerzfrei. Man kann nach einem kurzen Gespräch mit dem Arzt noch am selben Tag nach Hause. 76 Prozent, die eine Darmspiegelung haben durchführen lassen, fanden die Untersuchung »gut akzeptabel«, 16 Prozent »unangenehm«. Sieben Prozent bewerteten ihre Darmspiegelung als »unangenehm, aber ertragbar«, ein Prozent als »sehr unangenehm«, wie eine Umfrage zeigt.

Serie: »Besser vorsorgen«

Krebsvorsorge, Früherkennung, Check-up – es gibt viele Untersuchungen, die Gesunde regelmäßig wahrnehmen sollten. Denn vorsorgen ist besser als nachsorgen. Wir erklären die gängigsten Methoden und beantworten die wesentlichen Fragen: Wozu ist die Untersuchung gut? Was macht die Ärztin, worauf achtet der Arzt? Und tut das weh?

Woran sollten Patienten denken?

Nur einen leeren und sauberen Darm kann der Arzt genau betrachten. Deshalb bedarf es einiger Vorbereitung: Schon zwei Tage vorher sollte man auf schwer verdauliches Essen verzichten, feste Nahrung ist ab dem Nachmittag vor der Untersuchung tabu. Stattdessen ist eine Darmspüllösung zu trinken, die ein Abführmittel enthält. Ab diesem Zeitpunkt sollte immer eine Toilette in der Nähe sein, da sich der Darm nun nach und nach entleert. Vier Stunden vor der Darmspiegelung trinken die Patienten die Spüllösung das letzte Mal. Wer sich für die Untersuchung ein Beruhigungsmittel geben lässt, sollte danach nicht selbst mit dem Auto nach Hause fahren, sondern sich abholen lassen oder ein Taxi nehmen.

Welche Nachteile oder Risiken hat die Darmkrebs-Vorsorge?

Die Darmspiegelung ist kaum mit Risiken verbunden. Nur bei 5 von 10 000 Untersuchungen kommt es zu Komplikationen wie Verletzungen und Blutungen, wenn Polypen entfernt werden. Dass der Arzt einen Tumor übersieht, weil dieser klein, flach oder in einer Falte verborgen ist, kommt in 5 von 100 Fällen vor. Entdeckt man fortgeschrittenen Darmkrebs, der nicht mehr heilbar ist, bewerten manche das als Nachteil: weil der Patient früher davon erfährt und andernfalls noch länger sorglos hätte leben können. Ebenso gilt als Nachteil, dass bei der Untersuchung Polypen auffallen, die vielleicht nie bösartig geworden wären. Dann machen sich Patientinnen und Patienten unnötig Sorgen und müssen häufiger zur Kontrolle wiederkommen. Das Beruhigungsmittel kann manchmal zu Schwindel, Herz-Kreislauf-Problemen oder Atembeschwerden führen.

Wie geht es weiter?

War bei der Darmspiegelung alles in Ordnung, muss sie erst nach sieben bis zehn Jahren wiederholt werden – jedem stehen bis zum Alter von 65 Jahren insgesamt zwei Untersuchungen zu. Hat der Arzt dabei Polypen entdeckt und entfernt, untersuchen Experten die Gewebeproben unter dem Mikroskop auf Krebszellen. Bis Betroffene das Ergebnis erfahren, vergehen ein paar Tage. Auch wenn die Veränderungen gutartig waren, ist Vorsicht geboten: Alle drei bis fünf Jahre empfehlen Ärztinnen und Ärzte dann erneut eine Darmspiegelung. Findet sich Krebs, veranlasst der Arzt umgehend den Therapiebeginn und weitere Untersuchungen, etwa eine Computertomografie des Darms.

Wer bezahlt Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen?

Ob Baby oder Greis – ein Leben lang übernehmen die Krankenkassen die Kosten für zahlreiche Früherkennungs- und Vorsorgechecks. Das bedeutet, die Untersuchungen sind für Patienten kostenlos. Einen Überblick, wer wann Anspruch auf welche Untersuchung hat, hat der Gemeinsame Bundesausschuss zusammengestellt. Untersuchungen, die Patienten selbst bezahlen müssen, heißen Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. Zu den beliebtesten zählen zum Beispiel die Messung des Augeninnendrucks, eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke oder ein großes Blutbild. Der IGeL-Monitor vom »Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen« hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen IGeL wissenschaftlich zu bewerten, damit Patienten sich gut informiert für oder gegen eine bestimmte Untersuchung entscheiden können.

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