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Tektonik: Das "Dach der Welt" ist älter als bisher vermutet

Der Khumbu-Gletscher im Himalaya

Das tibetische Hochplateau existiert womöglich schon weit länger als bisher vermutet. Auf der Basis der Abkühlungsgeschichte von Gesteinen im Longmen-Shan-Massiv im chinesischen Sichuan kommen Forscher um Erchie Wang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zu dem Schluss, dass sich die Region im Osten der Hochebene schon vor bis zu 40 Millionen Jahren zu heben begann – 25 Millionen Jahre früher als vermutet. Damit stellen die Forscher sowohl das Alter der Hochebene als auch den bisher vermuteten Hebungsmechanismus in Frage.

Die Wissenschaftler untersuchten die Spuren, die der Abkühlungsprozess in verschiedenen Mineralien hinterlässt – zum Beispiel Kristallschäden durch radioaktive Strahlung, die nicht mehr ausheilen, wenn das Gestein zu kühl wird. Hebt sich ein Gebirgsmassiv, erodieren Wind, Wasser und Eis das Gestein, so dass die darunter liegenden Schichten näher an die Oberfläche kommen und schneller ausheilen. Anhand von vier Parametern, die einen Temperaturbereich von 60 bis etwa 300 Grad Celsius abdecken, zeigten Wang und sein Team, dass es in der untersuchten Region mindestens zwei solcher Hebungsphasen gegeben haben muss – eine vor etwa 10 bis 15 Millionen Jahren, die andere vor bis zu 40 Millionen Jahren.

Die ältere dieser beiden Hebungen fällt bereits in die Frühphase der kontinentalen Kollision, die das Gebirgsmassiv als Ganzes erschuf. Damit scheidet der bisher favorisierte Mechanismus für die Hebung des Plateaus aus – Forscher gingen davon aus, dass bei der Bildung des Gebirges instabile Schichten so tief ins Erdinnere gedrückt wurden, dass sie durch die Hitze fließfähig wurden und seither Tibet himmelwärts drücken. Doch dafür muss ein Gebirge einige zehn Millionen Jahre alt sein. Die Wissenschaftler vermuten nun, dass die Region entlang von Verwerfungen in die Höhe gehoben wurde und zusammen mit Westtibet und dem östlich gelegenen, heute abgesenkten Sichuan-Becken eine Hochebene bildete – den direkten Vorläufer des Tibetplateaus.

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  • Quellen
Nature Geoscience 10.1038/ngeo1538, 2012

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