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News: Das Ende der Selbstzerstörung

Ohne das Immunsystem wäre unser Körper sämtlichen Krankheitserregern schutzlos ausgeliefert. Allerdings kann sich dieses lebenswichtige Abwehrsystem bei Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Typ 1 gegen körpereigene Zellen richten. Bis heute ist nicht ganz klar, warum das Immunsystem entgleist. Nun ist es Wissenschaftlern gelungen, durch Aktivierung bestimmter Immunzellen die Vernichtung von Pankreaszellen bei Diabetes Typ 1 und damit den Ausbruch dieser Krankheit zu verhindern.
Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunkrankheit, die schon im Jugendalter beginnt. Das Immunsystem stuft die Insulin-produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse fälschlicherweise als körperfremd ein, bildet Antikörper gegen sie und zerstört sie schließlich. Sind die Pankreaszellen erst einmal geschädigt, können nur noch die Symptome behandelt werden. Daher suchen die Forscher nach präventiven Maßnahmen, mit der sie die Vernichtung der Beta-Inselzellen verhindern können. Doch dazu muss erst auf molekularer Ebene geklärt werden, was die immunologische Fehlreaktion verursacht.

Bisher wussten die Wissenschaftler, dass bestimmte Immunzellen – die iNKT-Zellen – den Krankheitsverlauf bei diabetischen Mäusen beeinflussen. Normalerweise regulieren die iNKT-Zellen die Immunantwort bei Infektionen und stellen sicher, dass nur krankes und kein gesundes Gewebe von Immunzellen attackiert wird. So schützen sie auch die Bauchspeicheldrüse diabetischer Mäuse vor einem fortschreitenden Angriff des Immunsystems, und erst ein Verlust dieser Zellen verschlimmert die Symptome.

An der Aktivierung der iNKT-Zellen sind dendritische Zellen beteiligt, auf deren Oberflächen das Protein CD1d sitzt. Lipide wie das alpha-Galactosylceramid können an CD1d binden, und sobald die iNKT-Zellen dieses Lipid an der Oberfläche von Dendriten wahrnehmen, werden sie aktiv.

Brian Wilson und seine Kollegen vom Dana-Faber Cancer Institute überprüften nun, ob sie mit entsprechenden Lipiden das Einsetzen der Krankheit bei Mäusen mit hohem Diabetes-Risiko verhindern können. Sie verabreichten den Tieren alpha-Galactosylceramid – und siehe da: Die Nager blieben gesund. In einem weiteren Versuch schalteten die Wissenschaftler das Gen der Mäuse aus, welches für das CD1d-Protein auf der Oberfläche der Dendriten codiert. Und auch hier waren die Ergebnisse eindeutig: Ohne das Startsignal blieben die iNKT-Zellen ruhig und verhinderten nicht das Ausbrechen von Diabetes.

Offenbar kann das Immunsystem der Mäuse von außen so manipuliert werden, dass die Selbstzerstörung nicht einsetzt. Dies lässt die Forscher hoffen, denn die iNKT-Zellen von Mäusen und Menschen funktionieren in gleicher Weise. Vielleicht können Ärzte Diabetes schon bald präventiv durch Aktivierung der iNKT-Zellen – etwa über eine Verabreichung von alpha-Galatosylceramid – behandeln.

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