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News: Das Ende des Schreckens

Wer kennt das nicht: Der lang ersehnte Tropen-Urlaub ist nahe, aber davor müssen noch lästige Impfungen und Vorbeugemaßnahmen gegen tropische Krankheiten erledigt werden. Ganz oben auf der Liste steht die Tablettenvorsorge gegen Malaria. Viele Medikamente gegen diese jahrhundertealte Geißel gibt es nicht und die Liste der Nebenwirkungen ist lang. Die Forscher stehen bei der Weiterentwicklung der Wirkstoffe im ständigen Wettlauf mit der wachsenden Immunität der Erreger. Die genetische Veränderung der Malariamücke könnte diese Seuche der Menschheit besiegen helfen.
Plasmodium, so der wissenschaftliche Name der die Malaria verursachenden Einzellergattung, ist mit dem bloßen Auge nicht zu sehen und doch so fatal. Einmal mit einem Mückenstich in die Blutbahn gelangt, dringen die Erreger erst in die Leber ein und suchen sich dann als Wohnung im menschlichen Körper die roten Blutkörperchen aus. Bis dahin fühlt sich der ahnungslose Urlauber noch nicht einmal krank. Dann wird es schlagartig anders: Explosionsartiges Wachstum der Einzeller lässt die Blutkörperchen platzen, und die freigewordenen Erreger besiedeln rasch neue Blutzellen. Die Giftstoffe aus dem Stoffwechsel der jetzt millionenfach vervielfältigten unerwünschten Eindringlinge machen den Menschen krank. Fieber, Schüttelfrost und Durchfall sind nur einige der Symptome, eine besonders bösartige Plasmodium-Art kann zu Nierenversagen, geistiger Verwirrung und schließlich zum Tod führen. Mehrere Monate können die Erreger versteckt in der Leber leben. Sticht eine Mücke erneut den Kranken, während Plasmodium im Blut sein Unwesen treibt, gelangt der Einzeller wieder in den Mückendarm und der Kreis schließt sich.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, kamen einige Genetiker auf die Idee, Stechmücken genetisch zu manipulieren. Doch das ist nicht so einfach. Bisher widerstanden die Arten hartnäckig den für Taufliegen erfolgreich etablierten Methoden. Marcelo Jacobs-Lorena und sein Team von der Case Western Reserve University in Cleveland waren jetzt bei der die indische Malaria übertragenden Mückenart Anopheles stephensi erfolgreich. Sie bauten dabei auf Erfahrungen von Wissenschaftlern des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie in Heidelberg auf, die bereits im letzten Jahr ein Gen für ein grün fluoreszierendes Protein (GFP) in die gleiche Anopheles-Art erfolgreich einbauten.

Das von dem amerikanischen Team eingeschleuste Gen codiert für das sogenannte SM1-Peptid, das Rezeptoren für Plasmodium im Insektendarm und den -speicheldrüsen blockiert. Ohne Zugang zu diesen Rezeptoren sollte sich der Einzeller nicht vervielfältigen und Menschen bei einem Mückenstich infizieren können.

Der genetische Umbau verlief erfolgreich: Die genmanipulierten Mücken konnten Mäusen nichts anhaben; bei Stichen von unveränderten Mücken erkrankte dagegen mehr als die Hälfte der Tiere an Malaria.

Noch sind diese Laborergebnisse nicht im "Freiland", in der natürlichen Umgebung der Stechmücken, getestet. Wie sich die manipulierten Stämme gegenüber den unveränderten Populationen verhalten und ob sich das neue genetische Erbe durchsetzen kann, ist noch ungeklärt. Auf jeden Fall werden die Forscher mit den veränderten Mücken neue Erkenntnisse über die Interaktionen zwischen Mücke und Erreger gewinnen.

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