News: Das Mittelmeer ertrinkt in Touristen
Die Umweltstiftung WWF veröffentlichte nun eine Studie, die beleuchtet, wie sich der Tourismus im Mittelmeergebiet in den nächsten Jahren voraussichtlich entwickelt. Die Analyse basiert auf Daten von Satelliten, welche die Lichtintensitäten während der Winter- und Sommermonate in den Jahren 1993, 1995, 1998 und 2000 aufzeichneten. Das Verhältnis zwischen den Werten der jeweiligen Halbjahre diente als Indikator für das Ausmaß der touristischen Aktivitäten. Die Studie prognostiziert, dass die Zahl der Reisenden ins Mittelmeergebiet bis zum Jahr 2020 um 57 Prozent auf knapp 350 Millionen anwächst. Mit einem großen Urlauberansturm wird nicht nur in dem bereits stark erschlossenen nordwestlichen Mittelmeerraum (Spanien, Frankreich, Italien), sondern zunehmend auch im Süden und Osten gerechnet. Der Analyse zufolge sind auch in Marokko, Tunesien und Griechenland sowie in der Türkei und in Kroatien mehr Feriengäste zu erwarten.
84 Prozent der Urlauber im Mittelmeergebiet kommen aus Europa, wobei Deutschland marktführend ist: In Italien, Spanien und der Türkei spricht fast jeder vierte Tourist deutsch, in Griechenland und Frankreich liegt ihr Anteil bei 20 Prozent. Die Deutschen tragen deshalb eine besondere Verantwortung, betont Georg Schwede vom WWF Deutschland. Er kritisiert, dass die Bundesbürger ihr vermeintlich hohes Umweltbewusstsein in den Ferien oft zu Hause lassen. Während der tägliche Wasserverbrauch in der Bundesrepublik bei etwa 140 Litern pro Kopf liege, verbrauchen Hotelgäste in Spanien durch die Bewässerung von Golfplätzen und den Badespaß im Swimmingpool zum Teil mehr als 800 Liter. Der WWF weist in der Studie zudem 13 besonders gefährdete Mittelmeerregionen aus, zu denen die Balearen, die tunesisch-algerische Küste sowie die dalmatische Küste in Kroatien zählen. Diese besonders sensiblen Meeres- und Küstenregionen dürfen nur eingeschränkt für Touristen erschlossen werden, fordert die Naturschutzorganisation.
Es bedarf dringend neuer nachhaltiger Ansätze in der Branche, um die erwartete Flut an Urlaubern in den Griff zu bekommen und um das gesamte natürliche und kulturelle Gleichgewicht der Region zu erhalten. Peter DeBrian, Autor der WWF-Studie, betont: "Die Tourismusindustrie muß lernen, die Naturparadiese, von denen sie letztlich abhängt, stärker zu schützen."
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