Direkt zum Inhalt

Medizintechnik: Das Nanokraftwerk am Herzen

Mechanischer Energiewandler

Herzschrittmacher und andere eingepflanzte biomedizinische Geräte benötigen die Energie kleiner Batterien, die alle paar Jahre operativ ausgetauscht werden müssen. Forscher um John A. Rogers von der University of Illinois testeten nun ein pflastergroßes Gerät, das den nötigen Strom im Inneren des Körpers gewinnt und die Batterie womöglich irgendwann ersetzen kann. Der mit Nanotechnologie bepackte elastische Silikonstreifen fungiert als so genannter mechanischer Energiewandler (mechanical energy harvester, MEH).

Er wird direkt an einem Organ befestigt und wandelt dessen Bewegung in elektrische Energie um. Am pulsierenden Herzen, der pumpenden Lunge oder dem sich hebenden und senkenden Zwerchfell wird der MEH permanent gedehnt und entspannt – piezoelektronisch nutzbare Bewegung.

Energiewandler auf Rinderherz | Dieses piezoelektronische Band, samt Mikrobatterie und Gleichrichter, wandelt Herz- und Lungenbewegung in elektrische Energie um.
Ein Stapel von fünf in Reihe geschalteten MEHs erreichte in vitro eine Spannung von bis zu 8 Volt und eine Leistungsdichte von 1,2 Mikrowatt pro Quadratzentimeter – das sei genug, um einen modernen Herzschrittmacher zu betreiben, so seine Entwickler.

Funktionelles Kernstück des MEH-Streifens ist eine 500 Nanometer dicke Schicht aus elastischem Blei-Zirkonat-Titanat (PZT), die zwischen den Elektroden in dem kondensatorartigen Aufbau eingebettet ist. Entscheidend sind die piezoelektronischen Eigenschaften des PZT, also seine Fähigkeit, elektrische Energie aus elastischer Verformung zu gewinnen. Diese Energie kann direkt weitergeleitet oder in einer zusätzlich auf dem Band angebrachten Mikrobatterie gespeichert werden.

Das Gerät wurde auch auf seine Biokompatibilität geprüft und erwies sich dabei als robust genug für einen langen Einsatz im Körperinneren: 20 Millionen Dehnungszyklen verkrafte der Streifen schadlos. Seine beschichtete Oberfläche mache auch eine Abstoßungsreaktion des Körpers unwahrscheinlich. Wann eine Version des Systems bereit ist für den medizinischen Einsatz am Menschen, ist noch unklar. Bisher wurde es nur an Tieren getestet, zum Beispiel im Brustkorb einer Kuh sowie an verschiedenen Organen von Schweinen und Schafen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.