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Wikingerschatz von Rügen: Das Rätsel der Blauzahn-Münzen

100 Münzen des Dänenkönigs wurden auf Rügen gefunden. Die könnten eine offene Frage klären: Gab es einen religiös begründeten Münzenrückruf?
Frühe dänische Silbermünzen aus einem Hortfund auf Rügen

Zerhackter Silberschmuck, Armreife, Amulette, Perlen und etwa 500 Münzen bargen Archäologen im April 2018 auf der Ostseeinsel Rügen. Darunter befinden sich mehr als 100 Münzen, die der erste Dänenkönig Harald Blauzahn während seiner Regierungszeit prägen ließ und die oft ein Kreuz auf der Vorderseite tragen; der König setzte das Christentum als Staatsreligion in Dänemark durch. Der wertvolle Silberschatz aus der Zeit der Gründung des dänischen Reichs im späten 10. Jahrhundert ist nach Angaben von Fachleuten der größte Einzelfund dieser Münzen. Es besteht eine gewisse Möglichkeit, dass der Schatz sogar aus dem näheren Umfeld des Königs selbst stammt: Laut allerdings tendenziösen historischen Berichten vertrieb sein heidnischer Sohn den christlichen König vom Thron, so dass er an die Küste von Pommern fliehen musste.

Interessanter jedoch ist die Aussicht, dass der Fund neue Erkenntnisse über die Münzen des Königs ermöglicht. Unter anderem steht der Verdacht im Raum, dass Blauzahns heidnischer Sohn und Nachfolger Sven Gabelbart sie als Symbol der Entchristianisierung wieder einsammeln ließ. Die Blauzahn-Münzen sind oft so dünn, dass sich die Prägungen auf beiden Seiten der Münzen miteinander vermischen – man bezeichnet solche Münzen in der Fachwelt als Halbbrakteaten. Auf Grund der geringen Dicke und auch Größe schlagen Metalldetektoren oft nicht an. Vermutlich begann Blauzahn diese Münzen zu prägen, nachdem er die Kontrolle über die Münzstätte der Handelsstadt Haithabu an der Schlei verloren hatte. Nach dem Tod von Blauzahn im November 987 verliert sich die Spur der Münzen schnell. Unklar ist jedoch, ob Sven Gabelbart sie wegen ihrer christlichen Symbole wieder einsammelte oder ob sie einfach zu klein und zerbrechlich waren, als dass viele von ihnen erhalten geblieben wären.

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