Direkt zum Inhalt

Ungewöhnliches Massensterben : Das Rätsel der Pinguinmumien

Vor 200 und 750 Jahren könnte Starkregen massenweise Adeliepinguine umgebracht haben. Forscher warnen davor, dass sich vergleichbare Ereignisse in Zukunft wiederholen könnten.
Adeliepinguin

Wenn Pinguine eine Kolonie in der Antarktis aufgeben, ist das normalerweise ein langwieriger Prozess: Meist wenden die Tiere sich erst dann von ihren Brutstätten ab, wenn sich die Bedingungen über Jahrhunderte hinweg stetig verschlechtert haben, etwa durch die Ausdehnung eines nahen Gletschers oder eine kontinuierliche Abkühlung des Klimas.

Ein Team um Yuesong Gao von der University of Science and Technology of China präsentiert nun Hinweise, dass Kolonien von Adeliepinguinen auch sehr viel schneller zu Grunde gehen können: Mehrere Brutstätten auf der Long Peninsula in der östlichen Antarktis seien binnen weniger Jahre aufgegeben worden, berichten die Forscher im Fachmagazin »Journal of Geophysical Research Biogeosciences« angesichts hunderter mumifizierter Vögel, die sie gefunden hatten.

Verantwortlich waren vermutlich lang anhaltende Starkregenperioden vor 200 und 750 Jahren. Dafür sprechen zumindest die Datierungen von Gewebeproben von 14 Pinguinmumien in den aufgegebenen Brutstätten. Die Forscher analysierten außerdem die Sedimente im Umfeld der Kadaverfunde. Sie deuten darauf hin, dass es um den Todeszeitpunkt der Tiere ungewöhnlich starke Regen- und Schneefälle gegeben hat.

Insbesondere für junge Pinguine ist lang anhaltendes schlechtes Wetter ein Problem: Sie haben noch kein ausgeprägtes Federkleid und können sich daher noch nicht so gut vor Kälte schützen; insgesamt steigt bei niedrigen Temperaturen ihre Sterblichkeitsrate. Viel Schnee erschwert außerdem den Nestbau der Tiere – und die Schneeschmelze schwemmt einige Zeit später bereits gelegte Eier hinweg.

Extremes Wetter könnte also sehr wohl den rapiden Untergang der Kolonien erklären, argumentieren die Forscher. Sie machen besondere Wetterlagen verantwortlich, bei denen große Mengen feuchte Luft von Norden her in Richtung Antarktis strömten. Solche Konstellationen vom Typ »Zonal-Wave-3« könnten infolge des Klimawandels wahrscheinlicher werden, mahnt das Team. Pinguin-Sterbewellen wie die nun rekonstruierten würden dann möglicherweise häufiger auftreten als in der Vergangenheit.

Starke Regen- und Schneefälle sind in jedem Fall auch heute noch ein Problem für die Tiere: 2013/14 gab es in einer Kolonie von mehr als 30 000 Paaren einen völligen Brutmisserfolg. Insgesamt nimmt die Zahl der Adeliepinguine momentan jedoch zu, wenn man das gesamte Verbreitungsgebiet betrachtet.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.