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News: Das Rätsel mit dem Dreifach-O

Seit zwanzig Jahren rätseln Wissenschaftler, warum bestimmte 'schwere' Ozonmoleküle in der Atmosphäre häufiger sind, als sie sein dürften (Isotopeneffekt). Jetzt ist eine Lösung in Sicht: Ein normales, leichtes Sauerstoffatom 16O verbindet sich nämlich deutlich schneller mit Sauerstoffmolekülen die aus zwei schweren Isotopen bestehen als umgekehrt.
Vom Sauerstoff gibt es drei stabile Isotope 16O, 17O, 18O. Ozon (O3) ist ein Molekül, daß aus drei Sauerstoffatomen besteht. Somit ergeben sich jede Menge Kombinationsmöglichkeiten, aus welchen Isotopen ein Ozonmolekül zusammengesetzt sein kann. Die schwereren Isotope 17O und 18O kommen aber nur in sehr geringen Konzentrationen vor. Deshalb findet man in der Natur nur die Ozonmoleküle 48O3, 49O3 und 50O3 in meßbaren Mengen.

Anhhand des Reaktionsmechanismus für die Ozonbildung läßt sich berechnen, wie hoch der Anteil und die Verteilung der verschiedenen Sauerstoffisotope eigentlich sein müßte. Den Theorie zufolge sollte es keinen Grund geben, warum sich in den Ozonmolekülen prozentual mehr schwere Sauerstoffisotope finden als im Rest der Atmosphäre. Nach herkömlichen Modellvorstellungen sollten es sogar noch etwas weniger sein. Seit langem ist aber bekannt, daß das Gegenteil der Fall ist. Die schweren Isotope reichern sich im Ozon an.

Am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg wurde jetzt ein Effekt entdeckt, der dafür verantwortlich sein könnte (Science, 15. Januar 1999). Die Forschungsgruppe von Professor Mauersberger, der sich seit Jahrzehnten mit Ozon befaßt, hat signifikante Unterschiede in den Geschwindigkeitskonstanten festgestellt, wenn Teilchen verschiedener Isotopenzusammensetzung miteinander reagieren.

Bisher nahm man an, daß es Symmetrieeffekte sind, die bestimmte Isotopzusammensetzungen bevorzugen und andere nicht. Die MPI-Forscher konnten jetzt zeigen, daß die Symmetrie des gebildeten Ozons keine Rolle spielt. Stattdessen ist es die Natur der Stoßprozesse zwischen den Molekeln, die in der gleichen Zeit mehr von einer bestimmten Isotopzusammensetzung entstehen läßt als von einer anderen. So reagiert ein 16O-Atom viel schneller mit einem Molekül aus zwei 18O als ein 18O-Atom mit einem Molekül aus zwei 16O. Wäre der Effekt symmetriebedingt, müßte die Geschwindigkeit beider Reaktionen gleich sein.

Die Schlußfolgerungen aus diesen Messungen eröffnen für die Forscher einen neuen Weg, den Isotopeneffekt des Ozons theoretisch zu deuten. Das könnte zu weiteren Erkenntnissen in der Chemie der Atmosphäre führen, in der Ozon als wichtigstes Spurengas eine große Rolle spielt.

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