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News: Das Salz im Gemälde

Die aus dem 13. Jahrhundert stammenden Malereien in der Katharinenkapelle von Schloß Herberstein in der Oststeiermark stehen im Zentrum eines EU-Forschungsprojektes: Den salzliebenden Mikroorganismen, denen das kunsthistorische Juwel als Nährsubstrat dient, wird jetzt der Kampf angesagt. In einem ersten Schritt versuchen Wissenschafter aus Österreich, Deutschland, Spanien und Belgien Gendatenbanken der ungebetenen Gäste anzulegen, um dann geeigneten Maßnahmen zu ihrer Eindämmung zu finden.
Die Herbersteiner Wandgemälde sind seit geraumer Zeit Gegenstand intensiver molekularbiologischer Untersuchungen. Der Mikrobiologin Sabine Rölleke von der Universität Wien ist es vor wenigen Monaten erstmals gelungen, jene Mikroorganismen, die für den allmählichen Verfall und die Rosafärbung der Malereien verantwortlich sind, anhand ihrer spezifischen Erbinformation zu identifizieren.

"Allem Anschein nach sind salzliebende Mikroorganismen für die Rosafärbung verantwortlich", so Rölleke. Die Salzausblühungen auf den Herbersteiner Gemälden dienen der anaerob lebenden Spezies Clostridium als bevorzugte Nahrungsquelle, so daß sie die Kunstwerke wortwörtlich auffressen. Schädigungen würden darüber hinaus auch durch die Stoffwechselprodukte dieser Halobakterien ("Halo", griech.: Salz) entstehen: Durch die in den Bakterien eingelagerten Carotinoide werden nämlich nicht nur die Mikroorganismen selbst, sondern mit der Zeit auch ihr Lebensraum rot eingefärbt.

Das internationale Forschungsprojekt geht jetzt der Frage nach, inwieweit sich durch die in Herberstein entwickelte Identifikationsmethode sämtliche potentiell schädigende Organismen erfassen lassen und ein sozusagen "genetischer Fingerprint" von Kunstwerken erstellt werden kann. Die genetische Information aller dieser Organismen – von Bakterien bis hin zu Spinnen und Milben – soll dann in Genbanken und anderen mikrobiologischen Datenbanken deponiert werden. Diese wären dann die Basis zur Diagnose des Schadensprozesses, seiner Behandlung und der Kontrolle des Behandlungserfolges, so der Geomikrobiologe und Leiter des Forschungsprojektes, Wolfgang Krumbein vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg.

Neben den Wandmalereien in der Herbersteiner Katharinenkapelle werden auch die spanische Nekropole Servilia sowie drei Kirchen in Eilsum, Pilsum (Ostfriesland) und Wildeshausen (Oldenburg) untersucht.

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