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News: Das war wohl nichts

Als zwei Forschergruppen vor zwei Jahren außerhalb unseres Sonnensystems einen Planeten entdeckten, war das Spektakel groß. Doch der Planet war gar kein Planet, sondern eine optische Täuschung.
Radialgeschwindigkeit
Abgesehen von den neun Planeten unseres Sonnensystems, entdeckten Forscher mittlerweile 101 Planeten, die um ferne Sterne kreisen. Nun sind solche Planeten viel zu klein und dunkel, als dass man sie mithilfe von Teleskopen direkt beobachten könnte. Sie verraten sich vielmehr indirekt, beispielsweise durch die Wirkung ihres Schwerefeldes auf den Heimatstern.

Genau so waren vor zwei Jahren auch die Teams der beiden prominenten Planetenjäger Steven Vogt von der University of California in Santa Cruz [1] und Nuno Santos von der Université de Genève [2] - unabhängig voneinander und mit viel Medienrummel - im Umfeld des Sterns HD 192263 auf einen beinahe jupitergroßen Planeten gestoßen.

Die Forscher hatten die Verschiebungen des Lichtspektrums beobachtet, die Folge der Bewegungen des Sterns im Schwerefeld des Planeten waren. Denn Planet und Stern kreisen um einen gemeinsamen Schwerpunkt, weshalb sich der Stern - immer wenn der Planet vor oder hinter ihm steht - entlang der Sichtlinie des Betrachters vor und zurückbewegt; sich also rhythmisch nähert und entfernt. Diese Radialbewegungen sind winzig aber messbar - und zwar mithilfe der Rot- beziehungsweise Blauverschiebung. Entfernt sich der Stern, erscheint er geringfügig roter, nähert er sich wieder, leuchtet er etwas blauer.

Auf diese Weise kamen Vogt und Santos damals zu dem Schluss, dass der Planet rasend schnell, nämlich in gerade einmal 24 Erdtagen, um HD 192263 kreiste.

Doch nun heißt es: Alles zurück, der Planet ist kein Planet, sondern schlichtweg eine optische Täuschung. Denn Forscher um Gregory Henry von der Tennessee State University entdeckten jetzt mithilfe mehrerer, simultan gesteuerter Teleskope am Fairborn Observatory riesige Sternflecken, die ungleich größer waren als unsere Sonnenflecken, und die mit genau dem gleichen 24-Tage-Rhythmus kamen und gingen [3]. Bald war klar: Nicht ein Planet war die Ursache für die Spektralverschiebungen, sondern jene gigantischen Eruptionen, welche große Teile der Sternoberfläche verdunkelten.

Und so wurden die Planetenjäger Vogt und Santos vor zwei Jahren in die Irre geleitet: Da Sterne rotieren, treten die Effekte der Spektralverschiebung auch bei vollkommen ortsfesten Sternen auf - je nachdem, auf welche Seite des Sterns wir schauen. Die Seite, die sich uns entgegendreht, ist demnach blau-, die gegenüberliegende Seite, die sich von uns entfernt, hingegen rotverschoben.

Tauchten nun an der einen Seite die großen Sternenflecken auf, so schwächten sie - sagen wir das blauverschobene - Licht ab, sodass das Sternenlicht im Ganzen rötlicher erschien. Erreichten die Sternenflecken indes die andere Seite, so wurde in diesem Fall das rotverschobene Licht abgeschwächt, und der Stern leuchtete etwas blauer.

Da die Auflösung der Aufnahmen von Vogt und Santos diesen Effekt nicht zu offenbaren vermochten, mussten sie aus dem Wechsel von Rot- und Blauverschiebung auf eine Radialbewegung des Sterns und ergo auf einen unsichtbaren Planeten schließen.

Vogt und Santos nehmen den Rückschlag gelassen. Sie sind sich ziemlich sicher, das Henry und seine Mitarbeiter Recht haben, Sorgen um die anderen, von ihnen entdeckten Planeten machen sie sich aber nicht. Denn solche Sternenflecken sind nur für sehr junge Sterne - wie eben HD 192263 - typisch. Und die sind selten. Allenfalls ein halbes Dutzend der 101 - pardon: 100 - Planeten, so schätzt Henry, könnten sich noch als faul herausstellen.

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