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Virginia: Das Zeugnis einer ausgestorbenen Sprache

Courtesy of Preservation  Virginia
Die Ostküste Nordamerikas war im frühen 17. Jahrhundert von blutigen Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Siedlern und den heimischen Stämmen geprägt. Doch eine etwa 400 Jahre alte Schiefertafel belegt, dass Alt- und Neuamerikaner zumindest versuchten, sich zu verständigen.

Der Brunnenschacht im Zentrum der englischen Siedlung Jamestown barg tausende von Artefakten, die nun den Archäologen der "Association for the Preservation of Virginia Antiquities" Aufschluss über die ersten harten Jahre in der Neuen Welt liefern. So auch die 13 mal 20 Zentimeter große Schiefertafel, auf der ihr Besitzer im Lauf der Zeit zahlreiche kaum sichtbare Spuren hinterließ.

Mithilfe eines Scanners und Beleuchtungen aus verschiedenen Richtungen konnten die Forscher aus den feinen Schatten dreidimensionale Bilder dessen erstellen, was einst auf die Tafel gezeichnet und geschrieben wurde. Neben Kritzeleien von Tieren und Pflanzen und Worten einer elisabethanischen Handschrift kamen auch mysteriöse Symbole zum Vorschein. Sie sind, so der Ausgrabungsleiter William Kelso, phonetische Buchstaben des Dialekts der in Virginia lebenden Powhatan-Indianer.

Die Tafel gehörte mit großer Sicherheit William Strachey, der 1610 Sekretär der Kolonie Virginia war. Dafür spricht die für diese Zeit typische Schreibschrift, wie sie in Behörden des 16. und 17. Jahrhunderts gebräuchlich war. Zudem ist sein Interesse für die Powhatan auch anderweitig überliefert: So existiert von ihm eine Zusammenstellung von 500 Wörtern jener Indianer. Sie ist das umfangreichste erhaltene Dokument dieser Sprache. Zwar gab es einst ein umfassendes Wörterbuch, doch wurde das einzige Exemplar beim großen Brand von London 1666 zerstört.

Entlang der amerikanischen Ostküste leben auch heute noch verstreut einige Stämme der Powhatan, ihre Sprache starb jedoch schon in den 1790er Jahren aus.

Nicole Mai

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