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News: Dem kosmischen Urplasma auf der Spur

Physiker vom Europäischen Kernforschungsinstitut CERN in Genf stehen offenbar kurz davor, ein sogenanntes „Quark-Gluon- Plasma” in einem Labor zu erzeugen. Das versprechen neue Meßdaten, die sie auf der Konferenz Quark Matter im japanischen Tsukuba vorstellten. Das Plasma soll nach Ansicht vieler Experten wie eine Art „kosmische Ursuppe” das Weltall kurz nach dem Urknall ausgefüllt haben.
Vor schätzungsweise 15 Milliarden Jahren wurde unser Universum in einem gewaltigen Urknall geboren. Unmittelbar danach maß es nur ein paar Kilometer im Durchmesser, so glauben viele Experten, und es war gefüllt mit einem unglaublich dichten und heißen Gas: dem Quark-Gluon-Plasma. CERN-Physiker Peter Sonderegger: „Das Quark-Gluon-Plasma ist gewissermaßen die Ursuppe. Nach vielleicht zehn Mikrosekunden ist es kondensiert zu einem Gas aus Protonen und Neutronen, also den Grundbausteinen der normalen Materie.” Sonderegger und seine Kollegen versuchen nun, diese Frühphase des Universums zu simulieren. Sie müssen dazu Materie extrem stark komprimieren und erhitzen. Deshalb beschleunigen die Forscher schwere Bleikerne auf nahezu Lichtgeschwindigkeit und schießen sie auf eine ebenfalls bleierne Zielscheibe. „Dort finden Millionen von Reaktionen pro Sekunde statt”, erklärt Sonderegger. Die Physiker hoffen, daß sich für einen kurzen Augenblick auch die kosmische Ursuppe bildet.

Um einen solchen Fall feststellen zu können, filtern sie mit einer fünf Meter dicken Mauer hinter der Bleischeibe nahezu alle bei den Reaktionen entstehenden Teilchen heraus – bis auf die sogenannten Myonen. Auf sie haben es die Forscher abgesehen. Denn Myonen entstehen unter anderem, wenn sogenannte „J/Psi”-Teilchen zerfallen. Und diese Partikel wiederum sollen anzeigen, ob nun eine Ursuppe vorliegt oder nicht. Die neuen Meßergebnisse lassen eine Erfolgsmeldung in greifbare Nähe rücken. Sonderegger: „Die Absorption der sogenannten J/Psi-Teilchen klingt hierbei deutlich schneller ab als nach der ´Normalphysik´ erwartet.” Der Effekt stammt womöglich von einer kurzzeitigen Ursuppenexistenz. Dabei hätten sich diese J/Psi-Partikel in ihre Bestandteile aufgelöst, so daß ihre Signale, wie beobachtet, abrupt verschwinden. Seiner Sache ganz sicher ist sich Sonderegger aber nicht: „Entweder tasten wir uns an die kosmische Ursuppe heran oder an recht interessante Widersprüche.”

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