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News: Dem Krebs auf der Spur

Viele Krebserkrankungen werden so spät erkannt, daß eine vollständige Heilung nicht mehr möglich ist. Dagegen lassen sich glücklicherweise die häufigsten Formen des Krebses, die aus Schilddrüsenzellen entstehen, gut behandeln. Nach einer Operation an der Schilddrüse müssen die noch vorhandenen Krebszellen durch radioaktives Jod zerstört werden. Nach erfolgreicher Behandlung sind regelmäßige Nachuntersuchungen notwendig - Rückfälle kommen besonders häufig innerhalb des ersten Jahres vor. Die Erkennung von neu entstandenen Krebszellen in der Nachsorge stellte die Ärzte bisher häufig vor große Probleme. Doch der erhöhte Zuckerstoffwechsel von Krebszellen liefert anscheinend eine Spur.
Professor Frank Grünwald leitet an der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität Bonn eine Arbeitsgruppe, die sich vor allem mit neuen Möglichkeiten der Krebsbehandlung beschäftigt. Wichtigste Waffe gegen die Krebszellen ist – neben dem Skalpell – Jod-131, ein radioaktives Jodisotop, welches vom Nuklearmediziner während des Aufenthaltes im Krankenhaus zur Behandlung gegeben wird. Die Erfolgsaussichten sind in den meisten Fällen sehr günstig, sofern die Diagnose nicht zu spät gestellt wird und die richtigen Verfahren frühzeitig zum Einsatz kommen. Selbst Patienten mit Absiedelungen (Metastasen) in weiteren Organen wie Lunge und Knochensystem können – im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel dem Brustkrebs – meist gerettet werden.

Die besten Erfolgsaussichten bestehen, wenn die Metastasen direkt im Anschluß an die Schilddrüsenoperation durch das radioaktive Jod zerstrahlt werden. Aber auch dann, wenn nach einem zunächst scheinbaren Erfolg die Erkrankung wieder auftritt, bestehen meist noch Behandlungsmöglichkeiten. Wichtig ist die frühzeitige Erkennung einer wieder aufgetretenen Krebserkrankung. Daher gibt es individuell ausgearbeitete Schemata für regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach Abschluß der Behandlung. Diese Nachuntersuchungen gehören in die Hand eines erfahrenen Arztes, da die Frühzeichen des Wiederauftretens der Krebserkrankung nicht immer leicht zu erkennen sind. Thyreoglobulin, ein Eiweiß, welches in der Schilddrüse gebildet wird, ist der wichtigste Tumormarker, der bei jeder Blutuntersuchung gemessen wird. Wenn dieser Wert nun plötzlich ansteigt, so ist dies ein Alarmzeichen, daß sofort weitere Untersuchungen erforderlich macht, um die Stelle im Körper zu finden, an der sich die neu entstandenen Krebszellen angesiedelt haben.

Bereits vor über siebzig Jahren erkannte man, daß Krebszellen einen erhöhten Zuckerverbrauch haben. Aber erst in den letzten Jahren wurde es möglich, diese Erkenntnis auch zum Wohl des Patienten zu nutzen. Mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) kann der Zuckerstoffwechsel gemessen und bildlich dargestellt werden. Dazu wird dem Patienten ein radioaktiv markierter Zucker – Fluordesoxyglukose – gegeben und anschließend dessen Verteilung im Körper untersucht. Die Bonner Nuklearmedizin hat unter der Leitung von Professor Hans-Jürgen Biersack diese Methode inzwischen bei über 5 000 Patienten eingesetzt. Aus der Behandlung von vielen Tumorerkrankungen ist die PET inzwischen nicht mehr wegzudenken. Grünwald initiierte eine Multicenterstudie, deren Ziel es war, den Wert der PET in der Behandlung und Nachsorge des Schilddrüsenkrebses zu untersuchen. Zusammen mit seiner Arbeitsgruppe wertete er nach Abschluß der Untersuchung die Daten von über 200 Patienten aus.

In drei von vier Fällen verraten sich die Krebszellen durch den erhöhten Zuckerstoffwechsel. In der Gruppe von Patienten, bei denen die Krebszellen das radioaktive Jod nicht mehr aufnehmen können, beträgt die Chance, Krebszellen nachzuweisen, sogar 85 Prozent. Bei diesen Patienten hat die PET einen noch höheren Stellenwert, da die Therapie aufgrund der veränderten Eigenschaften der Krebszellen besondere Anforderungen an die behandelnden Ärzte stellt. In solchen Fällen ist, falls eine Operation nicht mehr durchgeführt werden kann, eine Rediffenzierungsbehandlung mit Vitamin-A-Säure-Präparaten und nachfolgender Radiojodtherapie oder eine Bestrahlung von außen notwendig. In der Oktober-Ausgabe vom European Journal of Nuclear Medicine erscheint ein Beitrag, in dem die Resultate der Untersuchung von Professor Grünwald ausführlich dargestellt werden.

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