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Raumfahrt: Demolierte Asteroidensonde endgültig gescheitert?

Illustration und Realität: Hayabusa wirft Schatten auf Itokawa
Die Rückkehr der angeschlagenen japanischen Sonde Hayabusa vom Asteroiden Itokawa zur Erde wird immer fraglicher. Um überhaupt den Rückkehrbefehl geben zu können, müssen die Missionsleiter zunächst die massiven technischen Probleme lösen, die beim Versuch Bodenproben von Itokawa zu sammeln aufgetreten waren. Dies werde mehr Zeit in Anspruch nehmen als erhofft, teilte die Weltraumorganisation JAXA nun mit, weswegen das anvisierte Zeitfenster für den Abflug zur Erde nicht genutzt werden könne. Hayabusa werde daher selbst im Idealfall erst im Jahr 2010 zurückkehren, drei Jahre später als geplant.

Zudem bestätigte sich in der vergangenen Woche, das dem Weltraumgefährt die zunächst als erfolgreich gemeldete Bodenprobennahme mit "80-prozentiger Wahrscheinlichkeit" doch nicht gelang. Die Schwierigkeiten begannen am 26. November beim Versuch der Sonde, auf dem Asteroiden niederzugehen, Bodenmaterial freizusprengen und in einem Probenbehälter aufzusammeln. Dabei ging zunächst der Kontakt zur Sonde völlig verloren. Nachdem dann erste Daten später darauf hinzudeuten schienen, dass die zur Beprobung abzuschießenden Projektile tatsächlich abgefeuert wurden, zeigte eine genauere Analyse nun, dass dies wohl wahrscheinlich doch nicht der Fall war. Durch einen Systemabsturz ist der Missionsdatenspeicher allerdings derzeit nur eingeschränkt lesbar, berichten die japanischen Forscher um Missionsleiter Jun'chiro Kawaguchi von der Weltraumorganisation Jaxa. Nun spekulieren die Missionsleiter, dass Gasentwicklung in Folge austretenden Treibstoffs aus einem Leck zunächst für eine Störung der Lageorientierung von Hayabusa sorgte.

Auch derzeit besteht keine Verbindung mit der Sonde. Weiterhin bereiten Probleme mit den Triebwerken, sowie Treibstoff- und Strommangel den Verantwortlichen massives Kopfzerbrechen. Die Rückreise vom derzeit rund 290 Millionen Kilometer entfernten Itokawa kann Hayabusa daher nun erst in gut zwei Jahren antreten, wenn die Erde erneut in günstiger Konstellation stehen wird. Bis dahin könnte die Stromversorgung aber möglicherweise längst zusammengebrochen sein.

Die Kommunikation zwischen Erde und Hayabusa ist erschwert, weil die Sonde tagelang in einem autonomen rotierenden Stabilisierungsmodus verharrte und ihre Hochleistungsantennen nicht zur Erde ausrichten konnte. Eine stabile Lageorientierung konnte schon seit dem Ausfall von zwei der drei Gyroskope vor Monaten nur mit Hilfe der kleinen Navigationsschubdüsen gewährleistet werden. Die Triebwerke verloren aber bereits Treibstoff und fielen nun auch teilweise aus, wobei offenbar ihre Ventile einfroren.

Um die Schäden eines zwischenzeitlichen Stromausfalls zu überbrücken, zündeten die Missionscontroller als letzte Notfallmaßnahme in der vergangenen Woche schließlich kurz den Ionenantrieb der Sonde. Dadurch konnte immerhin das Sonnenkollektorenpanel in der vergangenen Woche zur Sonne ausgerichtet werden, um die Batterien zu retten. Die Forscher können nun aber nur hoffen, dass dem Ionenantrieb noch genug Xenon-Treibstoff bleibt, um zur Erde zurückzukommen. Fraglich bleibt aber, ob die Triebwerke überhaupt noch einmal zünden werden – eine für Mittwoch, den 14. Dezember angesetzte Generalprobe war verschoben worden und von der Ankündigung gefolgt worden, Hayabusa erst später zur Erde zurückkommandieren zu wollen.

Seit ihrem Start vor zweieinhalb Jahren litt die Mission bereits unter einer ganze Reihe von Pannen: Zunächst hatten schwere Sonnenstürme die Anreise verzögert, dann waren die Gyroskope ausgefallen, ein zur Datensammlung vorgesehener Miniatur-Roboter ging verloren und der erste von zwei Landeversuchen beschädigte die Sonde. Das beim zweiten Versuch überhaupt Asteroiden-Material gesammelt wurde ist nun unwahrscheinlich und dürfte erst klar werden, falls die Sonde tatsächlich noch einmal zur Erde zurückgelangt und ihren Sammelbehälter wie geplant über Australien abwirft. Missionsleiter Kawaguchi weist indes darauf hin, die Hayabusa-Mission sei ohnehin eher als "technologische Erprobungsmission" gedacht gewesen.

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