Direkt zum Inhalt

News: Den richtigen Ton treffen

Jeder Satz hat seine Melodie. Die Stimme geht auf und ab, betont einzelne Worte, vermittelt den Sinn, der dahinter steht. Dabei verwendet sie alle möglichen Frequenzen. Und doch - ganz beliebig ist das nicht. Es zeigt sich eine Vorliebe für die aus der Musik bekannten Noten, deren Frequenzen genau definiert sind. Je lauter es um den Sprecher herum ist, desto stärker ist dieser Effekt.
Die Töne in der Musik sind genau definiert. Grundlage ist der Kammerton a', der eine Frequenz von 440 Hertz besitzt. Und auch allen anderen Tönen sind eindeutige Schwingungen zugeordnet. Aufgereiht in Tonleitern sind sie die Grundlage der Melodien und Missklänge, die uns aus dem Radio, in Konzerten oder im Pfeifen des Nachbarn tagtäglich beschallen.

Und auch unsere eigene Stimme klingt. Sie jedoch benutzt keine definierten Intervalle, sondern kann jede Zwischenfrequenz annehmen. So lauschen wir einem kunterbunten Durcheinander von Tönen, das uns Auskunft gibt, wie ärgerlich, fröhlich, traurig oder lustig unser Gegenüber gerade aufgelegt ist. Und ob er uns eine Frage gestellt oder die Wetterkarte von gestern beschrieben hat.

Und doch können wir uns wohl nicht ganz von der Musik um uns lösen. Martin Braun von Neuroscience of Music im schwedischen Klässbol wertete Aufnahmen von 15 Niederländern aus, die verschiedene Sätze vorlesen mussten. Dabei besannen sie sich offenbar unbewusst auf vertraute Klänge – egal, wie musikalisch sie selbst waren. Häufiger als andere Frequenzen verwendeten sie immer wieder Töne aus einer definierten Tonleiter. Allerdings nicht irgendwelche: Sie bevorzugten eindeutig die Gruppe ACDEFG. Das zeigte sich besonders deutlich, als die Sprecher sich gegen Hintergrundgeräusche durchsetzen sollten.

Diese Töne kommen auch in unserer westlichen Musik überdurchschnittlich häufig vor. Braun vermutet daher, dass die täglichen Melodien, die wir hören, unser Gehirn entsprechend prägen – und sich damit eine Art absolutes Gehör bildet, das wir unbewusst einsetzen. Dazu passt auch, dass viele Menschen, die eine bekannte Liedsequenz nachsingen sollen, diese fast auf einen Halbton genau treffen. Einige Musikwissenschaftler gehen daher sogar davon aus, dass der Gesang an sich aus Tonmustern entstanden ist, die einen besonders emotionalen Effekt haben – und wir so in einem gewissen Maße alle ein absolutes Gehör besitzen, das die Natur vorbestimmt hat.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.