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Koordination: Denken behindert Männer mehr als Frauen

Von wegen Männer und Multitasking: Schweizer Forscher messen, dass es "ihm" offenbar schwererfällt als "ihr", gleichzeitig zu denken und zu gehen.
Ein männliches Model im Gegenlicht bemüht sich, auf einem Strich zu gehen

Einen unerwarteten Geschlechterunterschied bei Koordination und Denken will eine Arbeitsgruppe um Tim Killeen vom Universitätsklinikum Balgrist in Zürich gefunden haben. Demnach stört eine anspruchsvolle Denkaufgabe bei Männern die Koordination beim Gehen, bei Frauen unter 60 Jahren dagegen nicht. Das Team untersuchte einen bereits bekannten Störeffekt geistiger Beanspruchung auf die Armbewegung beim Gehen: Je konzentrierter man nachdenkt, desto asymmetrischer schwingen rechter und linker Arm. Killeen vermutete, dass diese Veränderung spezifisch mit der Beanspruchung der Hirnhälfte zusammenhängt, die auch die motorischen Funktionen im jeweiligen Arm steuert.

Deswegen ließ er 83 Probandinnen und Probanden den Stroop-Test absolvieren, bei dem auf einem Bildschirm die Bezeichnung einer Farbe in farbiger Schrift steht. Wenn die Schriftfarbe nicht mit dem Wort übereinstimmt, tut man sich deutlich schwerer, die Farbe der Schrift korrekt zu benennen. Der Stroop-Test beansprucht vor allem Strukturen in der linken Hirnhälfte. Nach Killeens Hypothese sollte dabei der rechte Arm beim Gehen weniger ausschwingen, was die Ergebnisse des Experiments auch bestätigen – überraschenderweise allerdings vor allem bei Männern und bei Frauen über 60 Jahren. Jüngere Frauen erwiesen sich als resistenter gegenüber dem Effekt als die restlichen Gruppen: Die anspruchsvolle geistige Aufgabe ließ anscheinend bei ihnen mehr mentale Ressourcen für die Armbewegung übrig.

Woran das liegt, ist noch unklar – es gibt eine Reihe möglicher Erklärungen. Nicht zuletzt sind Frauen vielleicht einfach besser in sprachlastigen Aufgaben wie dem Stroop-Test, so das Forscherteam. Möglicherweise hänge der Effekt aber auch mit einer hormonabhängigen Unterdrückung unerwünschter Reaktionen zusammen, spekuliert Killeens Team. Das würde auch erklären, weshalb Frauen jenseits der Menopause anders reagieren.

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