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News: Denn sie wissen nicht, was er tut

Der Stern Eta Carinae am Südhimmel stürzt Astronomen in heillose Verwirrung. Nicht nur, daß er innerhalb der vergangenen zwei Jahre um denFaktor zwei heller geworden ist er unterläuft auch alle Erwartungen der Wissenschaftler, indem er sich weiter aufheizt statt abzukühlen und dabei noch stabil bleibt statt auseinanderzufliegen. Allerdings heizt Eta Carinae auch die Erwartungen der Astronomen weiterhin an, denn Sterne von ähnlicher Masse sind Kandidaten für gigantische Sternexplosionen, die sogenannten Hypernovae.
Eta Carinae im Südsternbild Kiel des Schiffes ist hundertmal schwerer als unsere Sonne und bereits früher aufgefallen. Eine gewaltige Explosion im Jahre 1843 stieß einige Sonnenmasse Materie aus, die eine hantelförmige Wolke um den Stern herum bildete, die von den Astronomen Homunculus genannt wurde. Dem Ereignis folgten in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts einige kleinere Ausbrüchen und eine ansteigende Helligkeit in unserem Jahrhundert. Diese Aufhellung liegt vermutlich darin begründet, daß der Stern immer mehr durch diesich ausdünnende Wolke aus Gas und Staub hindurchscheint.

Aber nun ist der Stern selbst heller geworden. Das berichten Astronomen von der University of Minnesota in Twin Cities und vom Goddard Space Flight Center in Greenbelt, Maryland, auf einem Treffen der American Astronomical Society. Sie haben Eta Carinae mit einem Spektrographen an Bord des Hubble-Teleskops vom Dezember 1997 bis zum Februar 1999 beobachtet. Die Aufhellung ist deswegen besonders rätselhaft, weil man bisher dachte, daß der Stern sich nahe an der "Eddington-Grenze" befindet. Jenseits dieser Marke übt das Licht soviel Druck nach außen aus, daß die Gravitation nicht mehr in der Lage ist, den Stern zusammenzuhalten. Somit hätte jede weitere Helligkeitssteigerung einen Ausstoß von Materie zur Folge. Ein solcher anwachsender Auswurf von Gas sollte – selbst wenn er zu klein ist, um direkt beobachtet zu werden – abkühlen wie Gas, das aus einer Spraydose entweicht. Die Abkühlung würde dann die Strahlung des Sterns im infraroten Bereich des optischen Spektrums verstärken und den ultravioletten Anteil abschwächen. Die vom Hubble-Teleskop beobachteten Spektren weisen jedoch eine genau entgegengesetzte Entwicklung auf.

Erstaunt über den Anblick, fragen sich Astronomen, was wohl als nächstes geschehen könnte. Vielleicht steht ein Ausbruch wie 1843 kurz bevor, oder Eta Carinae ist nahe daran, zu kollabieren, um sich anschließend in eine Supernova zu verwandeln. Sterne mit einer Masse von Eta Carinae werden außerdem als Kandidaten für noch wesentlich größere Explosionen angesehen, die sogenannten Hypernovae, die möglicherweise kosmische Gammastrahlenausbrüche hervorrufen. Die Wissenschaftler sind gebannt von so vielen Aussichten. "Hier ist ein schwerer Stern, der sehr merkwürdige Sachen macht", sagt Craig Wheeler von der University of Texas in Austin."Er ist wie eine Art Stein von Rosette. Wir wissen allerdings nicht wofür."

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