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Waffe aus Mammutelfenbein: Der älteste Bumerang der Welt stammt nicht aus Australien

Die rund 40 000 Jahre alte Waffe stammt aus einer Höhle in Südpolen. Ein direkt daneben gefundener Fingerknochen gibt Rätsel auf: War die Waffe ein religiöses Objekt?
Ein großes, gebogenes Mammutstoßzahnfragment liegt auf einem hellgrauen Hintergrund. Darüber schwebt ein kleinerer, knochenartiger Gegenstand. Beide Objekte sind antik und zeigen Anzeichen von Alterung und Verwitterung.
Der Bumerang wurde zusammen mit einem Daumenknochen (nicht maßstabgetreu) gefunden – Hinweise auf ein Ritual?

Rund 40 000 Jahre alt ist ein Bumerang, den Fachleute in den Sedimentschichten einer Höhle fanden – nicht etwa in Australien, sondern im Süden Polens. Die aus Mammutelfenbein gefertigte Jagdwaffe wurde bereits 1985 in der Obłazowa-Höhle entdeckt und galt zuerst als rund 30 000 Jahre alt. Ein Team um Paweł Valde Nowak von der Jagiellonen-Universität in Krakau datierte die Fundschicht jedoch mit Hilfe der C-14-Methode auf 39 bis 42 000 Jahre vor heute. Wie das Team nun in der Fachzeitschrift »PLoS ONE« berichtet, ist der Fund damit der älteste bekannte Bumerang der Welt.

Wie frühere Experimente mit Nachbauten zeigen, kann der präzise aus einem Stoßzahn geschnitzte Bumerang tatsächlich aerodynamisch fliegen. Anders als moderne Spielzeuge kehrt er jedoch nicht zurück. Tatsächlich ähnelt die rund 75 Zentimeter lange Waffe mit seiner Halbmondform und den spitzen Enden australischen Bumerangs vom Queensland-Typ, die zur Jagd auf kleinere Tiere und sogar im Kampf eingesetzt wurden. Die ältesten bekannten Darstellungen eines Bumerangs entstanden vor rund 20 000 Jahren in Australien, der zuvor älteste Fund einer solchen Waffe ist rund 10 500 Jahre alt und stammt ebenfalls aus Australien.

Allerdings waren und sind solche Jagdbumerangs gemeinhin aus Holz, der prähistorische Bumerang aus der Obłazowa-Höhle dagegen wurde nach Angaben der Arbeitsgruppe sehr kunstfertig aus einem Mammutstoßzahn geschnitzt und poliert. Dieses besondere Material legt nahe, dass es sich bei dem polnischen Bumerang nicht um eine bloße Jagdwaffe handelte. Ein weiteres Indiz ist ein menschlicher Fingerknochen, der zusammen mit dem Bumerang in der Höhle gefunden wurde – das Endglied eines linken Daumens. Fachleute vermuten, dass der wertvolle Bumerang und der Knochen absichtlich im Rahmen eines Rituals in der Höhle deponiert wurden; ähnliche Praktiken kennt man von anderen Orten und aus anderen Zeiten. Es lässt sich jedoch nicht völlig ausschließen, dass sich jemand versehentlich mit dem Bumerang den Daumen abgetrennt hat und dann schreiend aus der Höhle gerannt ist.

  • Quellen
Talamo, S. et al., PLoS ONE 10.1371/journal.pone.0324911, 2025

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