Und jetzt zum Wetter: Der Altweibersommer kommt mit Macht
Das Wetter: Auf Trübnis folgt Sonnenschein
Noch liegen weite Teile Deutschlands unter einer grauen Decke. Hier und da fallen auch ein paar Tropfen aus den Wolken, doch insgesamt bleibt es trocken bei jahreszeitlich angemessenen 15 bis 17 Grad Celsius. Nur im Südwesten zeigt sich ab und zu die Sonne. Ab Freitag soll sich das aber von Süden her ändern: Der Altweibersommer nimmt Fahrt auf und winkt mit Sonnenschein und sommerlicher Wärme. Der Norden muss noch einen Tag länger warten, da noch eine weitere kleine Kaltfront vorüberziehen muss (die nur wenig Regen bringt), bevor Besserung eintritt.
Die Ursache: Ein Riesenhoch von den Azoren bis Russland
Noch beherrscht eine "antizyklonale Westwetterlage" unsere Region: Es herrscht Hochdruckeinfluss, der allerdings immer wieder von Tiefausläufern vom Atlantik gestört wird. Sie werden mit kräftigen Westwinden herangeführt und bringen immer wieder Schauer nach Norddeutschland, während es im Süden relativ schön sein kann. Diese antizyklonale Westwetterlagen kennzeichnen das mitteleuropäische Klima – sie kommen also relativ häufig vor. Da sie die Frontalzone, in der arktische und subtropische Luftmassen aufeinandertreffen, weiter nach Norden verschiebt, führt sie zu einer typischen Zweiteilung des Wetters: im Süden schön, im Norden unbeständiger.
Zum Wochenende hin verstärkt sich jedoch der Hochdruckeinfluss: Über Deutschland wölbt sich ein kräftiger Rücken auf – wir geraten also unter starken Hochdruckeinfluss. Dieses Hoch knüpft Verbindungen zu einem anderen Hoch über Russland, so dass große Teile Europas unter seinen Einfluss geraten. Gleichzeitig blockt es atlantische Tiefausläufer ab, die deshalb auf dem offenen Meer verharren müssen. Endlich winken also wieder ein paar sonnige Tage für ganz Mitteleuropa.
Statistisch gesehen ist diese Entwicklung charakteristisch für die Zeit um den kalendarischen Herbstanfang – nicht umsonst wird diese Periode auch als Altweibersommer bezeichnet. Er ist eine so genannte meteorologische Singularität, die durch regelmäßig wiederkehrende Wettermuster zu bestimmten Zeiten im Jahr gekennzeichnet ist. So stellt sich in zwei von drei Jahren gegen Ende September ein Hoch über Mitteleuropa ein, das Sonne und Wärme bringt – und den Bauern früher die Ernte erleichterte. Woher der Begriff Altweibersommer stammt, ist etymologisch noch ungeklärt – er muss nicht einmal etwas mit älteren Damen zu tun haben.
Denn charakteristisch für den Altweibersommer sind neben dem schönen Wetter auch die zahlreichen Spinnennetze, die schwer vom Tau zahllos in den Wiesen hängen und morgens im ersten Sonnenlicht glitzern. Die warme Luft verdampft tagsüber viel Wasser aus dem Boden und der Vegetation. Die Nächte sind allerdings lang und kühl. Und da kalte Luft weniger Wasserdampf halten kann, kondensiert er und wabert entweder in winzigen Tropfen als Nebel über das Land – oder fällt als Tau aus. Althochdeutsch bezeichnete man das Knüpfen von Spinnennetzen als "Weiben", so dass sich daraus im Lauf der Zeit womöglich die "Weiber" ableiteten. Zur gleichen Zeit unterteilte man das Jahr zudem noch einfach in ein Winter- und Sommerhalbjahr, dessen Ende (der heutige Herbst) mit Alter und Vergänglichkeit in Verbindung gebracht wurde – in Kombination wurde der Altweibersommer daraus, zumindest laut der gängigsten Theorie. Und immerhin gilt gerichtlich, dass der Begriff nicht als frauenfeindlich oder diskriminierend einzustufen ist.
Die Folgen: Gute Reise, Zugvögel
Das schöne Wetter treibt noch einmal die Reifung von Trauben, Äpfeln und Beeren voran, solange sie nicht bereits geerntet wurden. Und auch die Blätter färben sich jetzt immer stärker: Die Bäume ziehen das wertvolle Chlorophyll für den Winter aus ihrem Grün zurück und lagern es ein; im Blatt verbleiben die Karotinoide, die Gelbtöne hervorrufen. Und völlig neu bilden sie sogar Anthocyane genannte Farbstoffe, die das Blatt rot färben. Die Gründe für dieses intensive Farbenspiel sind noch nicht völlig verstanden, werden aber demnächst an dieser Stelle behandelt.
Für die letzten Zugvögel, die Deutschland noch nicht nach Süden verlassen haben, bieten die zahlreichen Früchte und auf den Feldern verbliebene Saaten jetzt die Gelegenheit, nochmals Kraft vor dem Abflug zu tanken. Innerhalb weniger Tage fressen sie sich große Reserven an, die in den Früchten enthaltenen Antioxidanzien stärken zudem ihre Abwehrkräfte, die sie auf dem anstrengenden Flug über teilweise mehrere tausend Kilometer auf das Äußerste belasten. Teilweise sammeln sich die Tiere nun in großer Zahl an traditionellen Rastplätzen wie dem Wattenmeer oder im brandenburgischen Havelland, wo sich momentan die Kraniche sammeln. Etwa 40 000 Tiere sollen sich dort gegenwärtig aufhalten.
Die Aussichten: Wie lange bleibt es warm?
Das Hoch soll mindestens bis Mitte der Woche standhaft bleiben, bevor erste Tiefdruckausläufer das schöne Wetter zumindest im Norden und Nordwesten stören. Danach ist die Frage, ob sich der Rücken wieder regenerieren kann oder weiter nach Osten abgedrängt wird. Laut Wetterstatistik der Vergangenheit kann es allerdings bis in den Oktober Sommertage mit Höchstwerten über 25 Grad Celsius geben – zumindest im Binnenland und unterhalb von 400 Metern. Im Südwesten sind sogar noch heiße Tage mit mehr als 30 Grad Celsius möglich, da hier über die Burgundische Pforte – ein flacher Durchlass zwischen den Vogesen und dem Schweizer Jura – warme Mittelmeerluft in den Oberrheingraben strömen kann. In Müllheim am Oberrhein wurde daher auch der bisherige Wärmerekord für diesen Monat gemessen: Am 7.10.2009 stieg das Thermometer laut Deutschem Wetterdienst (DWD) auf 30,9 Grad Celsius. Allerdings nimmt die Wahrscheinlichkeit für Sommertage im Lauf des Oktobers rapide ab, so der DWD: Nach dem 10. Oktober tritt nur noch an einem Zehntel der Messstationen ein Sommertag auf. Möglich sind sie allerdings sogar noch im November: am Alpenrand, wenn der Föhn bläst.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben