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Deutschland: Der Gegenpapst in Schleswig-Holstein

Die Papstbulle aus Tramm
Der Gegenpapst von Innozenz II., Anaklet II. (um 1090 – 1138), war nur in zwei Regionen anerkannt – im normannisch regierten Sizilien und in Polen. Doch plötzlich tauchten Zeugnisse von ihm auch in Schleswig-Holstein auf. Bei Ausgrabungen des mittelalterlichen Dorfs Tramm bei Plön fanden die Archäologen eine Bulle des "Antipapa".

Das Bleisiegel trägt auf der einen Seite den Namen Anaklets und auf der anderen Seite eine Darstellung von Petrus und Paulus mit dem Bischofsstab. Wie die Papstbulle nach Schleswig-Holstein kam, ist für Willi Kramer, dem Leiter der Ausgrabungen, ein Rätsel. Erzbischof Adalbero von Hamburg-Bremen, zu dessen Missionsgebiet Wagrien, die Region um Plön, gehörte, hatte Anaklet II. nämlich nicht anerkannt. Zudem hing die Bevölkerung Wagriens heidnischen Glaubensvorstellungen an. Wahrscheinlich gelangte das päpstliche Siegel also aus dem nahen Polen in das Dorf.

Der Erlesene, wie Anaklet übersetzt bedeutet, amtierte von 1130 bis 1138. Der frühere Bischof Pietro Pierleoni war in korrekt durchgeführter Wahl berufen worden – allerdings nur Stunden später als der gleichfalls zur Wahl angetretene Innozenz II. Anaklet zwang zunächst Innozenz, der nur von einer Minderheit gewählt worden war, zur Flucht aus Rom. Dieser wurde aber bald von König Lothar III. unterstützt, der als Gegenleistung die Kaiserkrone erhielt. Anaklet II. wurde nicht anerkannt. Auch nach dem Tode Anaklets dauerte die Spaltung in Papst und Gegenpapst an.

Miriam Müller

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