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Sinneswahrnehmung: Der Geschmacksinn

Eis schlecken
Der Genuss von süßen Nahrungsmitteln sorgt dafür, dass der Mensch Kohlenhydrate zu sich nimmt und damit den Energiehaushalt sichert. Bitterer Geschmack schützt davor, toxische Substanzen, wie giftige Pflanzen, zu verzehren. Damit wir lebensnotwendiges Natriumchlorid aufnehmen, um den Wasser- und Ionenhaushalt zu regulieren, schmecken uns salzige Speisen. Als Schutz vor verdorbenen Lebensmitteln warnt uns der saure Geschmack.

Grundlage des Schmeckens sind rund 2000 bis 6000 Geschmacksknospen, die in Blatt- und Wallpapillen auf der Zunge und dem Gaumen eingebettet sind. Bei Neugeborenen ist die Anzahl doppelt so hoch, was ein Grund sein kann, warum Babybrei für Erwachsene so fad schmeckt. In diesen Papillen befinden sich Geschmacksrezeptoren, die durch verschiedene Nerven versorgt werden, wie beispielsweise den zehnten Hirnnerv, den Nervus Vagus. Geschmacksfasern übertragen die Sinneseindrücke zur Großhirnrinde als elektrischen Impuls, an der das Erregungsmuster "lecker" oder "ekelhaft" entsteht.

In unserem Genom codieren rund 1000 Gene für die geruchserkennenden Rezeptoren, die für unseren Geruchs- und Geschmackssinn verantwortlich sind. Über die Hälfte sind beim Menschen inaktiv. In einer Veröffentlichung in Nature Genetics gaben Wissenschaftler der Weizmann Universität bekannt, dass rund fünfzig dieser Gene optional aktiv oder inaktiv sein können. Dieses hohe Niveau genetischer Variation ist sehr ungewöhnlich. Eine einfache Rechnung basierend auf diesen Erkenntnissen zeigt, dass jeder Mensch ein unterschiedliches Muster aktiver und inaktiver Rezeptoren als individualisierten genetischen Barcode aufzeigt. "Schmeckt nicht, gibt's nicht" – gibt's also doch.

Melanie Schmidt

Dieser Beitrag ist Teil eines Projektes der Studenten des 3. und 5. Semester Wissenschaftsjournalismus der Hochschule Darmstadt zum Thema "Ernährung":
Das große Fressen

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