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Astronomie mit dem Fernglas: Der Mond besucht die sieben Schwestern

Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Ein Fernglas eignet sich ideal dazu, Begegnungen des Mondes mit Sternen, Sternhaufen und Planeten zu verfolgen.

Es ist kein Scherz: Am 1. April 2025 besucht die Mondsichel den offenen Sternhaufen der Plejaden im Sternbild Stier (lateinisch: Taurus) und bedeckt hierbei gleich mehrere helle Sterne. Dieses Ereignis lässt sich mit einem Fernglas leicht beobachten. Hierfür sollten Sie rechtzeitig vor dem Eintritt der vollständigen Dunkelheit gegen 22:00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) einen Ort mit guter Horizontsicht in Richtung Westnordwesten aufsuchen. Die Mühe lohnt sich, denn in den rund zwei Stunden, die bis zum Monduntergang verbleiben, schiebt sich der sichelförmig erscheinende Erdtrabant mit seinem dunklen Rand allmählich in die Mitte des Siebengestirns hinein (siehe »Der Mond bei den Plejaden«).

Der Mond bei den Plejaden | Am 1. April 2025 um 22:30 Uhr MESZ hat der vier Tage alte Mond den westlichen Teil des Siebengestirns im Sternbild Stier (lateinisch: Taurus) erreicht. In der darauf folgenden Stunde wird der Erdtrabant in den Sternhaufen hineinwandern. Die Bedeckungen der helleren Sterne 17, 23 und 25 Tauri am dunklen Mondrand werden durch ein Fernglas gut sichtbar sein.

Ein Fernglas lässt sich leichter zum Beobachtungsplatz mitnehmen als ein Teleskop und zeigt trotz horizontnahen Dunstes und Himmelsaufhellung die vollständige Figur der helleren Plejadensterne neben der vier Tage alten Mondsichel. Bei dieser Gelegenheit können Sie die Nachtseite des Mondes im aschgrauen Licht des Erdscheins betrachten, was sich im Fernglas stets sehr eindrucksvoll ausnimmt. Deutlich ist nun zu erkennen, wie sich der dunkle östliche Mondrand an einen Stern heranpirscht, der für kurze Zeit an ihm zu kleben scheint, um dann scheinbar plötzlich ausgeknipst zu werden. Den 3,7 mag hellen Stern 17 Tauri erwischt es gegen 22:55 Uhr MESZ, seinen Nachbarn 23 Tauri (4,1 mag) gegen 23:23 Uhr MESZ. Schließlich verschwindet gegen 23:45 Uhr MESZ auch 25 Tauri (2,9 mag), wobei der Mond nur noch etwa sieben Grad über dem Horizont steht.

Ein kompaktes 6 × 30- oder 8 × 40-Fernglas lässt sich noch freihändig halten; ein schwereres 10 × 50-Fernglas hingegen sollten Sie besser mit aufgestützten Ellenbogen benutzen, damit das Bild nicht wackelt. Ist am Beobachtungsort keine passende Mauer oder kein Autodach vorhanden, lohnt sich die Mitnahme eines Fotostativs mit Fernglasadapter. Der Genuss des ruhigeren Anblicks ist den zusätzlichen Aufwand wert – sehen Sie selbst!

Kurz erklärt

Bogenminute: Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.

Ekliptik: Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.

Elongation: Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.

mag – Helligkeit: Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das sicherlich nicht voll ausgereift ist für astronomische Beobachtungen. Die hellsten Sterne definierte man mit der 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).

Konjunktion: Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde-Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht und zur unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.

Kulmination: Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.

Meridian: Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.

Opposition: Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne-Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.

Seeing: das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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