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Artenvielfalt: Der Niedergang der Vögel

Birkhuhn
Den Vogelarten des Kulturlandes in Europa und Nordamerika geht es schlecht, ihre Populationen brechen auf breiter Front ein. Schuld hat in den meisten Fällen die Industrialisierung der Landwirtschaft, die reichhaltige, kleinbäuerliche Strukturen durch ausgeräumte Monokulturen ersetzt. Auch Wasser- und Watvögel gehen einer unsicheren Zukunft entgegen, ihre Lebensräume werden zunehmend trocken gelegt oder einer intensiven Freizeitnutzung unterworfen.

Star | Der Star (Sturnus vulgaris) gehört zu den vertrauten Anblicken der mitteleuropäischen Kulturlandschaft und zu den häufigsten Vögeln Europas. Aber mittlerweile taucht auch er auf der langen Liste europäischer Vogelspezies auf, die durch die Intensivierung der Landwirtschaft in Bestand zurückgehen oder bereits bedroht sind.
In Europa sind 43 Prozent der Vogelarten in ihrem Bestand gefährdet, in den Vereinigten Staaten musste ein Drittel aller Spezies in den letzten vierzig Jahren teilweise massive Bestandseinbrüche hinnehmen. Zu diesen Ergebnissen kommen zwei Studien von Birdlife International aus Großbritannien und der National Audubon Society in den USA [1, 2]. Die Daten beruhen auf jeweils jahrzehntelangen Populationszählungen. Während in den USA erstmalig eine derartige Untersuchung vorgestellt wurde, gibt es in Europa einen Vergleich zu einem Bericht von 1994. Seitdem ging es für weitere 45 europäische Vogelarten zahlenmäßig bergab, während sich nur 14 Spezies etwas erholen konnten.

Ohrenlerche | In Nordamerika gingen die Zahlen der Ohrenlerche (Eremophila alpestris) sehr stark zurück. Schuld an der zunehmenden Gefährdung der nordamerikanischen Vögel sind die unter anderem Intensivierung der Landwirtschaft und Lebensraumzerstörung.
Selbst bei vormals sehr häufigen Kulturfolgern wie dem Feldsperling (Passer montanus), dem Kiebitz (Vanellus vanellus) und dem Star (Sturnus vulgaris) in Europa oder dem Bobolink (Dolichonyx oryzivorus) und dem Große Wiesenstärling (Sturnella magna) in den USA gingen die Zahlen um bis zu fünfzig bis sechzig Prozent zurück. Arten der Feldflur trifft es nach beiden Berichten am stärksten. Sie werden durch die Agrarindustrie von mehreren Seiten in Zange genommen. Der Einsatz von Pestiziden raubt ihnen die Nahrungsgrundlage, das Maschinen gerechte Feld die Deckung und das häufige Mähen der Hochleistungsgräser den Bruterfolg.

Nach einem Bericht des Naturschutzbundes vom Frühjahr 2004 trifft diese Abwärtsentwicklung in gleichem Maße auf Deutschlands Vögel zu [3].

Mit der Osterweiterung der EU befürchten Naturschützer ähnlich negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt Osteuropas. Dort finden sich immer noch hohe Populationen vieler Vogelarten, die durch die EU-Agrarpolitik nun gefährdet sein könnten.

Basstölpel | Basstölpel ( Morus bassanus) zählen zu den 14 Vogelarten Europas, die ihre Population und ihr Brutgebiet dank intensiver Schutzmaßnahmen vergrößern konnten.
Aber es gibt auch Lichtblicke für die Vogelwelt. Zumindest einige – wenige – Arten konnten sich erholen und ihre Zahlen erhöhen. Dabei handelt es sich meistens um große, bekannte Greif- oder Seevögel. So verdanken es Wanderfalke (Falco peregrinus) und Seeadler (Haliaeetus albicilla) intensiven Schutzmaßnahmen, Jagd- und Pestizidverboten, dass sie sich in Europa wieder besser etablieren konnten. Besondere Fürsorge gedieh aber ebenso manch kleineren Vögeln mit beschränkten Brutgebieten an. Das gelegentliche kontrollierte Abbrennen von Kiefernwäldern und der Schutz vor Brutparasiten ließen den Bestand des hoch bedrohten Michigan-Waldsängers (Dendroica kirtlandii) auf nun 2100 Paare ansteigen.

Weltweit sind von knapp 10 000 Vogelarten 1211 in verschiedenem Ausmaß in ihrer Existenz bedroht. In Europa gelten mindestens vierzig Spezies als akut vom Aussterben bedroht, darunter die Weißkopfruderente (Oxyura leucocephala), der Spanische Kaiseradler (Aquila adalberti) sowie der Madeira-Sturmvogel (Pterodroma madeira).

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