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ASTRONOMIE MIT DEM FERNGLAS: Der Sternhaufen NGC 457: Eine Eule oder E.T.?

Ein interessantes Objekt für das Fernglas ist der offene Sternhaufen NGC 457, der auch E.T.-Haufen genannt wird. Das inmitten der Milchstraße gelegene Objekt zählt zu den weniger bekannten, aber reizvollen Objekten im Sternbild Kassiopeia.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Begegnung mit E.T. | Nach Einbruch der Dunkelheit sollten Sie nach dem Sternhaufen NGC 457 Ausschau halten. Er wird auch als E.T-Haufen bezeichnet.

Das Sternbild Kassiopeia bildet eine auffällige Figur am Himmel, die an den Buchstaben W erinnert. Amateurastronomen schätzen dieses »Himmels-W« besonders wegen der schönen, hellen Sternhaufen, die in seiner Nachbarschaft zahlreich vorhanden sind. Zu den weniger bekannten, aber lohnenswerten Objekten gehört NGC 457. Unter einem dunklen Himmel erkennt man diesen reizvollen Sternhaufen schon im Fernglas. Er zeigt sich als nebliges, etwa zehn Bogenminuten großes Anhängsel des 5,0 mag hellen Sterns Phi Cassiopeiae (φ Cas; siehe »Attraktion im Himmels-W«). Phi Cassiopeiae ist ein Mehrfachsternsystem, das von einem gelben Überriesen mit gewaltiger Leuchtkraft dominiert wird. Bislang ist ungewiss, ob φ Cas dem Haufen angehört. Ohne ihn beträgt die Gesamthelligkeit des offenen Haufens immerhin noch etwa 6,4 mag. NGC 457 ist etwa 10 000 Lichtjahre von uns entfernt und mit seinem Alter von 21 Millionen Jahren vergleichsweise jung.

Attraktion im Himmels-W | Der Sternhaufen NGC 457 befindet sich unmittelbar neben dem 5,0 mag hellen Stern Phi Cassiopeiae (φ Cas). In einer dunklen Nacht schimmert hier die Milchstraße. Zudem zeigt die Fotografie von Daniel Kimm am unteren Bildrand das helle Sternhaufenpaar h+Chi. Zum Einsatz kam eine Canon EOS 2000D in Verbindung mit einem 50-Millimeter-Objektiv bei Blende 1,8; aufgenommen wurden 20 Bilder à 240 Sekunden.

Das Aufsuchen von NGC 457 gestaltet sich recht einfach: Verlängern Sie gedanklich die Verbindungslinie zwischen dem 3,4 mag hellen Stern Epsilon Cassiopeiae (ε Cas) und dem 2,7 mag hellen Delta Cassiopeiae (δ Cas) um zwei weitere Grad nach Südwesten – binnen Sekunden sind Sie bei φ Cas angelangt. Mit einem wackelfrei auf einem Stativ montierten 10 × 50-Fernglas lassen sich neben dem hellen φ Cas noch etwa sechs Sterne um den als nebligen Fleck sichtbaren Sternhaufen NGC 457 erkennen. Eine stärker vergrößernde Optik zeigt ein halbes Dutzend weiterer Sterne vor dem nebligen Hintergrund der vielen lichtschwachen, nicht einzeln sichtbaren Haufenmitglieder.

Ein Sternhaufen mit Gesicht | Die Nachbarschaft von Phi Cassiopeiae (φ Cas) mit dem zweithellsten Stern in diesem Feld erinnert an ein Augenpaar und prägt das Bild von NGC 257. »Der Sternhaufen umfasst etwa 150 Sterne mit Helligkeiten von 9 bis 13 mag; etwa 60 Sterne wurden als echte Mitglieder identifiziert«, weiß Massimo di Fusco, dem diese Aufnahme mit einem 20-Zentimeter-Newton-Teleskop (f/5) gelang. Er nutzte eine Kamera vom Typ Player One Poseidon-C und belichtete insgesamt rund dreieinhalb Stunden.

Gleich neben φ Cas befindet sich der mit 7,0 mag zweithellste Stern HIP 6229; so entsteht insgesamt der Eindruck eines Augenpaars über dem nebligen und von mehreren Sternen umrissenen Hauptkörper von NGC 457 (siehe »Ein Sternhaufen mit Gesicht«). Manche Menschen bringen diesen Anblick mit dem Gesicht einer Eule oder mit der Filmfigur E.T. aus dem Spielberg-Film »E.T. the Extra-Terrestrial« von 1982 in Verbindung: Wer kennt ihn nicht, den sympathischen Außerirdischen mit den großen Augen, der so gerne nach Hause telefonieren wollte? Liegt seine Heimat vielleicht im Sternhaufen NGC 457? Möglicherweise bietet aber ein Eulengesicht den passenderen Vergleich. Das entscheiden Sie am besten selbst – die gegenüber einem Teleskop geringere Vergrößerung eines Fernglases beflügelt die Fantasie.

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