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News: Der Pazifik schwächelt

Seit Jahrzehnten steigt im äquatorialen Pazifik die Zahl der bewölkten Tage. Und da Wolken das Sonnenlicht reflektieren und Schatten spenden, müssten die Wassertemperaturen hier eigentlich sinken. Doch stattdessen wird es wärmer. Jetzt stießen Forscher wohl auf des Rätsels Lösung.
Pazifische Zirkulationen
Die oberen paar Hundert Meter des Pazifik werden nördlich und südlich des Äquators von zwei großräumigen Meeresströmungen umgewälzt. Von den Polen kommend erreichen in 100 bis 400 Metern Tiefe kühle Wassermassen den Äquator, steigen dort auf, erwärmen sich und fließen oberflächennah in die höheren Breiten zurück. Ähnlich wie die fließbandähnlichen, allerdings viel tiefer greifenden Meeresströmungen im Nordatlantik, zu denen auch der Golfstrom gehört, wird auch das Klima im Pazifik wesentlich von diesen Zirkulationen bestimmt.

Seit Jahrzehnten hatte man hier bereits beobachtet, dass sich die Wassermassen am und um den Äquator erwärmen. Seit den siebziger Jahren ist ein Temperaturanstieg von 0,8 Grad Celsius zu verzeichnen. Merkwürdig, denn gleichzeitig stieg auch die Zahl der wolkenverhangenen Tage, und da Wolken vor der Sonneneinstrahlung schützen, müsste sich das Meer hier also eigentlich abkühlen. Außerdem beobachteten Forscher, dass mit der Erwärmung der tropischen Wässer auch weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt wird. Eine Erklärung für diese Phänomene hatten sie nicht.

Doch nun sind Michael McPhaden von der National Oceanic & Atmospheric Administration und Dongxiao Zhang von der University of Washington vermutlich auf des Rätsels Lösung gestoßen. Sie hatten sich die World Ocean Data Base vorgenommen und die Geschwindigkeiten der Meeresströmungen zwischen 20 Grad südlicher und 50 Grad nördlicher Breite ausgewertet - und zwar von 1950 bis 1999.

Während die Volumina der umgewälzten Wassermassen bis in die siebziger Jahre weitgehend konstant waren, kam es fortan zu einem Rückgang. Von 1990 bis 1999 strömten hier bis zu 25 Prozent weniger Wasser zum Äquator und wieder zurück als 30 Jahre zuvor. Die riesigen pazifischen Förderbänder haben sich drastisch verlangsamt.

Und deshalb erwärmen sich also die tropischen Gewässer: Es fehlt schlicht der Nachschub kühlen Wassers aus den Polarregionen. Und weil wärmeres Wasser weniger Kohlendioxid zu lösen vermag, ist auch der abnehmende CO2-Ausstoß mit einem Mal plausibel. Außerdem ist die Luft über wärmerem Wasser feuchter - es können sich also mehr Wolken bilden.

Wenngleich den pazifischen Zirkulationen eindeutig die Puste ausgeht und auf diese Weise bisher rätselhafte Phänomene erklärbar werden, die Ursache für die schwächeren Ströme ist vollkommen ungewiss. Selbst ob dieser Effekt mit den globalen Klimaveränderungen zusammenhängt - seien sie natürlich oder menschengemacht -, vermögen die Forscher derzeit noch nicht sagen. Auch einen Zusammenhang mit den El-Niño-Ereignissen wollen McPhaden und Zhang nicht bestätigen.

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