In den kommenden zwölf Monaten kommen Raumfahrtfans
wieder auf ihre Kosten. Deep Impact begleitet uns ins neue Jahr und beschließt es mit der Ankunft an seinem Ziel - passend im Advent.
Vor dem Blick ins Raumfahrtjahr 2008 noch ein kleiner Hinweis fürs Jahresende: An Silvester 2007 fliegt die Raumsonde Deep
Impact in 19 000 Kilometer Entfernung an
der Erde vorbei. Die Nasa hat den erfolgreichen
Kometenjäger, der 2005 ein Projektil im Kern von Tempel 1 versenkte, mittlerweile auf den Schweifstern 85P/Boethin angesetzt: Gelingt das Manöver, wird die Sonde
ihn im Dezember 2008 erreichen.
Und dann gilt noch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Statt wie geplant im Dezember 2007 soll der Spaceshuttle Atlantis mit dem europäischen Labormodul Columbus nun am 10. Januar zur Internationalen Raumstation ISS starten. An Bord: der deutsche Physiker Hans Schlegel (55) sowie der Franzose Léopold Eyharts (50). Seit Jahren wartet die Esa auf diesen Moment. Für den Transport des japanischen Weltraumlabors "Kibo" zur ISS sind weitere Shuttleflüge geplant.
31.12.2007 Erdvorbeiflug von Deep Impact 10.01.2008 Columbus startet zur ISS 15.01.2008 Messenger am Merkur (1) 31.01.2008 Start von Jules Verne 20.05.2008 Start Glast 28.05.2008 Landung Phoenix auf Mars 31.07.2008 Start Herschel und Planck 07.08.2008 5. Hubble-Servicemission 11.08.2008 Cassini-Vorbeiflug an Enceladus 05.09.2008 Rosetta bei (2867) Steins ??.09.2008 Start Shenzhou 7 06.10.2008 Messenger am Merkur (2) 31.10.2008 Start Lunar Reconnaissance Orbiter 05.12.2008 Deep Impact bei 85P/Boethin
Es geht weiter mit einer
Rarität: Am 15. Januar passiert die Nasa-Sonde
Messenger in rund 200 Kilometer Entfernung
den innersten Planeten Merkur. Es ist
fast 33 Jahre her, dass Mariner 10 als bislang
einzige Raumsonde zum sonnennächsten
Planeten vorstieß.
Die ersten Monate des Jahres stehen ganz
im Zeichen einer Premiere: dem Jungfernflug
des unbemannten Versorgungsfrachters
ATV. An der Spitze einer Ariane-Rakete
soll die Jules Verne zur ISS fliegen und dort
automatisch andocken. Eine weitere Startverschiebung
käme allerdings nicht überraschend
- es wäre nicht die erste. Verschoben
wurde auch der Start des Satelliten Goce,
mit dem die Esa das Schwerefeld der Erde
vermessen will. Eine umgebaute russische
Interkontinentalrakete vom Typ Rockot soll
ihn im Frühjahr preiswert auf eine Umlaufbahn
bringen.
Cassini wird in ihrem vierten Jahr im Saturnsystem
hauptsächlich den Riesenmond Titan
unter die Lupe nehmen: Sieben enge
Passagen im Abstand von 960 bis 1600 Kilometern
sind zwischen Mai und Dezember
geplant. Ihrem Liebling Enceladus rücken
die Forscher insgesamt viermal auf die Pelle.
Der erste Vorbeiflug ist für den 28. März
vorgesehen. Nur 55 Kilometer über Enceladus'
spuckenden Geysiren soll Cassini ihre
Bahn ziehen.
Indiens erster Mondsatellit Chandrayaan-1
(deutsch: "Reise zum Mond") soll am 9. April
starten. An Bord sind mehrere Instrumente,
deren Vorgänger bereits mit der europäischen
Experimentalsonde Smart-1 zum
Mond flogen. Darunter auch das Infrarot-Spektrometer Sir-2 vom Max-Planck-Institut
für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-
Lindau.
Am 28. Mai wird es ernst für Phoenix. Der
amerikanische Marsroboter soll Ende Mai
sanft auf dem Roten Planeten landen. Sein
Zielgebiet liegt am Rand der nördlichen
Mars-Polkappe. Dort soll er nach Lebensspuren
fahnden. An seinem Schaufelarm
steckt eine MPS-Kamera, die ihn bei den Grabungen
leitet. Der europäische Marslander
verstärkt die gerade auf dem Roten Planeten
stationierte "Mars-Truppe" aus drei Orbitern
und zwei Rovern.
Eine Deltarakete bringt Ende Mai das
US-Gammastrahlen-Observatorium Glast in
den Orbit. An Bord ist auch ein Detektor für
Gammablitze, an dem das Max-Planck-Institut
für extraterrestrische Physik (MPE) in
Garching mitgebaut hat.
Esa-Satellit Herschel | Herschel wird auf einer Ariane-Rakete mit dem Satelliten Plank ins All befördert werden. Die Reise wird zum 2. Lagrange-Punkt führen, einem Ort im Weltraum, wo sich alle auf den Satelliten einwirkenden Kräfte gegenseitig kompensieren, 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
Der 3,5-Meter-große Spiegel wird kühlste und weitest entfernte Objekte im Universum beobachten, um die Entstehung von Sternen und Galaxien zu verstehen.
Am 31. Juli steht der Start von Herschel auf
dem Programm der Europäischen Weltraumorganisation
Esa. Das Infrarotteleskop wird
mit seinem 3,5-Meter-Spiegel für mindestens
fünf Jahre das mit Abstand größte Teleskop
im All sein.
Am 7. August fliegt zum fünften Mal ein Serviceteam
zum Weltraumteleskop Hubble -
der letzte Job des betagten Shuttles Atlantis
ist damit verbunden.
In für Weltraumverhältnisse rekordverdächtigem
Minimalabstand von nur 22 Kilometern
passiert die Saturnsonde Cassini den
Mond Enceladus am 11. August.
Auf dem Weg zu seinem Zielkometen fliegt
der Kometenspäher Rosetta am 5. September
an dem Planetoiden (2867) Steins vorbei.
Rosetta nähert sich ihm bis auf etwa 800 Kilometer.
Ein zweites Rendezvous mit dem
Kleinplaneten (21) Lutetia steht der Esa-Sonde
2010 ins Haus.
Zum dritten Mal will China Astronauten
in den Orbit schießen. In der Kapsel Shenzhou 7 soll erstmals eine Dreiercrew von Taikonauten
fliegen. Ihre Mission ist für September
angekündigt.
Messengers zweiter Vorbeiflug am Merkur
ist für den 6. Oktober geplant. Im Jahr 2011
schwenkt die Raumsonde dann in eine Umlaufbahn
um den innersten Planeten unseres
Sonnensystems ein. Für den 9. und 31. Oktober stehen zwei weitere Enceladus-Vorbeiflüge
auf Cassinis Agenda.
Im neuen Wettlauf zum Mond wollen auch
die USA nicht abseitsstehen. Am 31. Oktober
soll der Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO)
abheben und künftige lunare Landeplätze
auskundschaften. Der japanische Satellit Kaguya,
die chinesische Chang'e-1 und der indische
Chandrayaan-1 kreisen dann bereits
dort. Auf seinem Flug wird LRO von einer
zweiten US-Sonde (LCROSS – Lunar Crater Observation
and Sensing Satellite) begleitet. Ihre
Mission ist spektakulär: Sie soll eine zwei Tonnen
schwere Raketenoberstufe über dem
Südpolgebiet des Monds abwerfen. Das Mutterschiff
fliegt anschließend durch die Wolke
aus hochgeschleudertem Mondstaub und
sucht nach Spuren von Wassereis.
Am 5. Dezember erreicht Deep Impact ihren
neuen Zielkometen 85P/Boethin. Und zum
Jahresende, so der letzte Stand der Dinge,
gehen die Testflüge des Flugzeugobservatoriums
Sofia in eine neue Runde: Flüge mit offener
Fernrohrbucht sind dann angesetzt.
Das Infrarotteleskop des Astronomie-Jumbos
kommt übrigens aus Deutschland, während
die Nasa die umgebaute Boeing 747 beisteuerte. Erste Beobachtungsflüge sollen
2009 folgen.
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