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Paläontologie: Der Regenwald vom Südpol

In der Antarktis wachsen kaum Höhere Pflanzen. Das war nicht immer so: Am Südpol sah es in der Kreide eher wie in Neuseeland heute aus.

Vor 90 Millionen Jahren herrschte auf der Erde eine Heißzeit: In den Tropen hatte das Meer eine lauschige Temperatur von 35 Grad Celsius, und der Meeresspiegel lag im Mittel 170 Meter höher – denn um den Nord- und Südpol war praktisch alles Eis geschmolzen. Stattdessen wuchsen in der heutigen Antarktis Regenwälder, wie sie heute noch in Neuseeland, im südlichen Chile oder im Nordwesten Nordamerikas zu finden sind. Das legen Pollenfunde nahe, die Johann Klages vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven mit seinem Team aus Meeressedimenten in der Nähe des westantarktischen Pine-Island-Gletschers geborgen hat. Das berichten die Forscher in »Nature«. Neben den Pollen entdeckten sie dabei auch Wurzelreste und Sporen eines lange vergangenen Ökosystems. Die von Klages und Co gefundenen Pflanzenreste waren teilweise so gut erhalten, dass die Wissenschaftler sogar noch einzelne Zellen ausmachen konnten.

Während der damaligen Kreidezeit herrschten also zumindest in Teilen der Antarktis Bedingungen wie gegenwärtig in Regionen mit temperierten Regenwäldern: gemäßigte Temperaturen und häufige Niederschläge. Dabei befand sich der Kontinent damals bereits in einer ähnlichen geografischen Lage wie heute. Etwa 800 Kilometer nördlich des Südpols herrschte demnach eine Jahresdurchschnittstemperatur von 12 Grad Celsius, was in etwa derjenigen von Hobart auf Tasmanien entspricht. Im Sommer war es gemittelt um die 19 Grad Celsius warm, und die Wassertemperaturen könnten sogar noch etwas höher gelegen haben.

Klimawandel: Ein Regenwald unter antarktischem Eis

Veröffentlicht am: 01.04.2020

Laufzeit: 0:02:36

Sprache: englisch, deutsche UT

Nature, Meet the real-life versions of Dune's epic sandworms, 2024

Die Pflanzen mussten allerdings damit zurechtkommen, dass vier Monate lang Polarnacht herrschte, in der überhaupt kein Tageslicht vorhanden war. Ermöglicht wurde das milde Klima am Südpol durch extreme Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre. Bislang wurden diese global auf etwa 1000 parts per million (ppm) geschätzt. Doch Klages' Team denkt, dass sie noch höher ausfielen. Nur das könne die von den Forschern abgeleiteten klimatischen Bedingungen für den antarktischen Regenwald erklären: Sie gehen anhand ihres Modells eher von 1120 bis 1680 ppm aus.

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