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News: Der Schwarze Tod

Weltweit ist es um die Korallenriffe schlecht bestellt: Nicht nur Eingriffe des Menschen setzen dem empfindlichen Ökosystem zu, sondern auch einheimische und importierte räuberische Organismen. Und damit nicht genug, denn auch die Schwarzbandkrankheit, eine tödliche bakterielle Infektion, überzieht die Regenwälder der Meere mit dunklen Geflechten aus feinen Fäden. Zu der Besatzung dieser schwarzen Matten zählen offenbar einige eng miteinander verwandte Arten der Cyanobakterien, wie ihr genetischer Fingerabdruck nun enthüllte.
Korallenriffe genießen den Ruf, die Regenwälder der Meere zu sein – zurecht, denn sie beherbergen eine schier unglaubliche Vielfalt an Organismen. Doch die winzigen Kalkablagerer sind zunehmend in Gefahr und mit ihnen die sehr alten, eingespielten Lebensgemeinschaften. Weltweit beobachten Forscher seit längerem einen alarmierenden Rückgang dieser einzigartigen Ökosysteme. Neben menschlichen Eingriffen macht den Korallenstöcken insbesondere die Schwarzbandkrankheit, eine sich rasant ausbreitende bakterielle Infektion, zu schaffen.

Als charakteristisches Merkmal dieser im Jahre 1972 erstmals beobachteten Erkrankung gilt eine ringförmige schwarze Matte aus Bakterien, die zudem dutzendweise andere Mikroorganismen besiedeln. Jener klebrige Film wandert über die Riffbildner hinweg und hinterlässt eine Stätte der Verwüstung: Zurück bleiben lediglich totes Gewebe und kahle Kalkgerüste. Frühere Studien deuteten darauf hin, dass erhöhte Wassertemperaturen und die Entsorgung von Abwässern oder anderen Schadstoffen im Zusammenhang mit dieser Krankheit stehen. Bislang gelang es Wissenschaftlern allerdings nicht, den wahren Grund für das mysteriöse Phänomen ausfindig zu machen.

Auf der Suche nach Verdächtigen sammelten nun Bruce Fouke und seine Kollegen von der University of Illinois in Urbana-Champaign umfangreiches Beweismaterial: Von den Riffen Papua-Neuguineas im Indo-Pazifischen Ozean und den Niederländischen Antillen im Karibischen Meer entnahmen sie mehr als 4700 Proben gesunder, erkrankter und abgestorbener Korallen. Anschließend extrahierten und sequenzierten die Forscher das 16S-rRNA-Gen aller Mikroorganismen, um mithilfe des genetischen Fingerabdrucks jene in den schwarzen Matten siedelnden Bakterien näher zu identifizieren.

Und wie die mikrobielle Zählung enthüllte, handelt es sich bei den fadenförmigen Cyanobakterien, welche die dunklen Filme dominieren, keineswegs nur um Vertreter von Phormidium corallyticum wie bisher angenommen. Vielmehr bewohnen mindestens drei verschiedene, jedoch eng miteinander verwandte Arten der Cyanobakterien die Biomatten. Die Ergebnisse von 57 Sequenzen gewonnen aus 12 verschiedenen bakteriellen Matten zeigen, dass sich deren 16S-rRNA-Abfolge wie ein roter Faden durch alle infizierten Korallenspezies an allen Entnahmestellen zieht.

Da offenbar dieselben Organismen in den schwarzen Matten vorherrschend sind, lässt dies darauf schließen, dass die Entwicklung der Schwarzbandkrankheit ein global einheitliches Phänomen ist. Allerdings stellt Fouke die Cyanobakterien nicht als alleinige Krankheitserreger hin, wenn auch ihr dichtes Netzwerk als erster Schritt anzusehen ist, der die notwendige Infrastruktur für die Ansiedlung weiterer Bakterien schafft. Vielmehr ist die Erkrankung als eine Vereinigung von Mikroorganismen zu betrachten, die einwandern und eine einzigartige physikalische sowie chemische Umgebung aufbauen, in der sich die Krankheitserreger niederlassen können, betont der Forscher. Erst dann setzt die Zerstörung des Korallengewebes ein.

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