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News: Der Spargel: Gar nicht so potent, wie er aussieht

Sein einschlägiger Ruf beruht allein auf seinem Aussehen statt auf inneren Werten. Der Spargel, der wieder einmal Saison hat, ein Aphrodisiakum? Susanne Till vom Wiener Universitäts-Institut für Ernährungwissenschaften bringt alle entsprechenden Hoffnungen zum Sinken: 'Die Annahme, daß Spargel potenzfördernd sein soll, muß man als rein kulturgeschichtliches Phänomen betrachten.' Es ist also allein die subtile Erotik seiner Form, deretwegen ihm diese Kraft zugesprochen wird.
Überhaupt brachte man dereinst bei der Suche nach Mitteln zur Stärkung der Männlichkeit Kraut und Rüben kräftig durcheinander. Till: "Viele Pflanzen, die ein phallusähnliches Aussehen haben, wurden zum Symbol hochstilisiert. Sellerie und Meerrettich zum Beispiel. Anderen, wie dem Wermut, werden aufgrund ihres Aromas stimulierende Eigenschaften nachgesagt."

Wenn der Spargel eine Wirkung "auf den Beckenbereich" hat, wie es die Wissenschafterin vorsichtig ausdrückt, dann ausschließlich auf die Blase: "Er wirkt sehr harntreibend." Das wohlmundende Stangengemüse enthält außerdem ein Glykosid, das die Nierentätigkeit anregt, wodurch es auch blutreinigende Wirkung zeigen soll. Neben seinen entwässernden Tugenden gilt der "Asparagus" aus der Gattung der Liliengewächse mit seinem schwachen, leicht flüchtigen Geschmack zudem noch als höchst vitamin- und nährstoffreich.

Und mancher Gourmetkritiker erstellte bereits eine Soziologie der Spargelesser: Wer Stumpf und Stiel und Kopf in einer Tour verzehrt, hieß es einmal in einer Analyse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zeugt angeblich von wenig Intellekt und Genußfähigkeit. Jenen aber, die zuerst die fingerdicken, fleischigen Sprossen abschneiden, um sie dann ganz am Schluß zu verzehren, werde die Fähigkeit zugesprochen, das Leben wirklich genießen zu wissen.

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