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Lazarus: Der Sternenhimmelfrosch lebt noch

Er erinnert Biologen an einen Blick zum Nachthimmel und gehörte zu den meistgesuchten Lurchen Südamerikas. Nach knapp 30 Jahren wurde dieser Stummelfußfrosch wiederentdeckt.
Stummelfußfrosch der Art Atelopus arsyecue

Wie ein Lauffeuer fraß sich der froschmordende Chytridpilz Batrachochytrium dendrobatidis durch die amerikanische Lurchfauna. Besonders hart getroffen wurde die Gattung der Stummelfußfrösche (Atelopus), von der Dutzende Arten heute ausgestorben, verschollen oder drastisch im Bestand verringert sind. Mancher Amphibienexperte befürchtete sogar, dass die gesamte Gattung Opfer des wahrscheinlich aus Ostasien eingeschleppten Pilzes werden könnte. Doch es gibt Zeichen der Hoffnung: Nach 28 Jahren haben Wissenschaftler erstmals wieder lebende Exemplare des »Sternenhimmelfroschs« Atelopus arsyecue wiederentdeckt – die wohl auch dank der »Fürsorge« des Volks der Arhuaco in der kolumbianischen Sierra Nevada de Santa Marta überdauert haben. Das berichtet die Organisation Global Wildlife Conservation.

Mindestens 30 Tiere dokumentierte die Expedition von Kaneymaku Suarez Chaparro von der Francisco José de Cladas District University in den Nebelwäldern eines heiligen Bergs der Arhuaco. Der Aufstieg dorthin dauerte mehr als acht Stunden und durfte erst nach vierjährigen Verhandlungen überhaupt durchgeführt werden. Bei einem ersten Besuch in dem Gebiet mussten die Biologen sogar ihre Kameras im Dorf zurücklassen, um ihre Vertrauenswürdigkeit prüfen zu lassen.

Biologen hatten die Frösche 1991 letztmals gesehen, doch die Indigenen vor Ort wussten die gesamte Zeit von ihrer Existenz. Da die Amphibien für die Arhuaco jedoch hohen spirituellen und kulturellen Wert haben, drang davon nichts nach außen. Erst Suarez Chaparro ermöglichte letztlich den Zugang: Der Biologiestudent stammt aus einer der Gemeinden der Arhuaco. »Wir betrachten die Sierra Nevada de Santa Marta als einen heiligen Ort, und diese Frösche sind für uns die Wächter des Wassers und Symbole der Fruchtbarkeit.«

Im nächsten Schritt wollen Suarez Chaparro, die kolumbianische Naturschutzorganisation Fundacion Atelopus und Vertreter der Arhuaco klären, wie sich der Bestand am besten wissenschaftlich überwachen – und vor allem weiter schützen lässt. Der Fundort bleibt deshalb bis auf Weiteres geheim, aber die dörfliche Gemeinschaft von Sogrome (aus der Suarez Chaparro stammt) hat die Sternenhimmelfrösche als Flaggschiffart für ihr Schutzprojekt »Amas la Sierra« ausgewählt. Es soll die natürlichen Ressourcen der Region schützen helfen.

Atelopus arsyecue ist zudem ein weiterer kleiner Lichtblick für die Gattung der Stummelfußfrösche: Drei weitere Arten wurden in den letzten Jahren nach langer Abwesenheit in kleiner Zahl wiederentdeckt. Diese Amphibien besiedeln feuchte Bergregenwälder, in denen sich der Chytridpilz besonders gut ausgebreitet und viele Froschbestände vernichtet hat. Mittlerweile verlangsamt sich jedoch die Zahl neu infizierter Bestände und deren Rückgang. Dennoch gilt der Pilz weiterhin als eine der gefährlichsten invasiven Arten, die Menschen in neue Ökosysteme eingetragen haben.

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