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News: Der Traum von einem Impfstoff gegen Krebs

Das Immunsystem des menschlichen Körpers kann den Kampf gegen krebsartige Zellen aufnehmen, sofern es durch Antigene - Moleküle, die eine Immunreaktion auslösen - stimuliert wird. Ein Impfstoff, der genau solche Antigene einschleust, gegen die dann Antikörper gebildet werden, ist gerade in der Entwicklung. Er wird zur Zeit an Prostatakrebs-Patienten getestet, deren Tumore zwar entfernt wurden, für die aber ein hohes Rückfallrisiko besteht.
Samuel J. Danishefsky, Forschungsleiter am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York gelang es, mit seinem Team einen Impfstoff zu entwickeln, der aus einem Antigen besteht, das nur auf der Oberfläche von Tumorzellen zu finden ist (Journal of the American Chemical Society vom 25. November 1998). Als Reaktion auf den Impfstoff ist das menschliche Immunsystem in der Lage, Antikörper zu bilden, die eben jenes Antigen auf den erkrankten Zellen erkennen und die Zellen dann angreifen.

Typischerweise handelt es sich bei den Stoffen, die eine Immunantwort des Körpers hervorrufen, meist um Proteine. Sie sind zwar einfach künstlich herzustellen, aber sie befinden sich im Innern der Krebszellen und sind daher für das Immunsystem nicht sichtbar. Kohlenhydrate befinden sich zwar an der Oberfläche der Krebszellen, doch es ist extrem schwierig, sie synthetisch herzustellen.

Den Wissenschaftlern des Sloan-Kettering Institute ist es nun gelungen, Zuckergruppen so zu kombinieren, daß sie zwei Kohlenhydrat-Antigene namens Tn und TF synthetisch herstellen konnten. Tn und TF allein lösen aber nicht genug Antikörperreaktionen aus, um ganze Tumorherde in Schach zu halten. Daher konzentrierten die Forscher die Antigene Tn und TF räumlich, indem sie die Zucker mit Proteinen wie KLH (keyhole limpet hemacyanin) verknüpften, die dem Körper derart fremd sind, daß sie gewaltige Immunreaktionen auslösen. Angeregt durch das KLH, begann das Immunsystem nun auch mit der Antikörperbildung. Das heißt, die beiden Antigene Tn und TF könnten endlich einen wirksamen Impfstoff gegen den Prostatakrebs liefern. Und es könnten auch endlich reichliche Mengen des benötigten Materials hergestellt werden.

Die Forscher testeten den Impfstoff zunächst an Mäusen. So konnten sie feststellen, daß speziell der Tn-Proteinkomplex sehr effektiv half, die Antikörperproduktion anzukurbeln. Die Forscher vermuten nun in Tn das Haupt-Antigen zur Bekämpfung von Prostatakrebszellen. Philip O. Livingston, Immunologe in Danishefskys Team, fand die Ergebnisse äußerst vielversprechend und deshalb verabreichten die Forscher den Impfstoff nun auch Prostatakrebs-Patienten. Sie testen ihn an Personen, deren Tumore bereits entfernt waren, die aber eine hohe Rückfallwahrscheinlichkeit aufwiesen. Die Immunsysteme der Patienten produzierten zwar die benötigten Antikörper, aber "es traten noch minimale Nebenwirkungen auf, wie sie eben mit der Chemotherapie einhergehen. Es ist einfach zu früh, um sagen zu können, ob der Impfstoff ein Wiederauftreten der Krankheit wirklich verhindern kann", sagt Livingston.

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